© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Umwelt
Planet der Homoaffen
Heiko Urbanzyk

Sollen Menschenaffen Menschenrechte erhalten? Darüber streiten der Jurist Eberhart Theuer und der katholische Theologe Peter Kunzmann in Gehirn & Geist (12/13). „Wir alle sind Menschenaffen. ‘Mensch’ ist im biologischen Sinn keine Art, sondern eine Gattung namens Homo“, argumentiert Theuer. Zur Gattung Homo sapiens gehöre auch der Schimpanse Homo troglodytes. Theuer verweist auf die 99prozentige genetische Übereinstimmung. Das sei mehr als zwischen Tiger und Löwe, und diese könnten immerhin gemeinsame Nachkommen zeugen. Das sei wohl auch zwischen Mensch und Schimpanse möglich, meinte Theuer.

Menschenaffen jagten mit Speeren, sie nutzten Werkzeuge, die man ohne weiteres unseren Steinzeitvorfahren zuordnen würde, sie gingen komplexe soziale Bündnisse ein, dächten vorausschauend und seien grundlegend mit Moral und Fairneß vertraut. Natürlich, so Theuer, besäßen Menschenaffen nicht das Maß der Vernunft wie wir, aber „andere Vertreter unserer eigenen Spezies wären ebenfalls nicht in der Lage, bestimmte Hürden zu nehmen“. Kunzmann argumentiert, komplexe Handlungen könnten auch Vögel vollziehen. Vereinfacht gesagt, werde zuviel Menschliches in die kognitiven Fähigkeiten von Affen hineininterpretiert. Wenn diese das ausschlaggebende Kriterium seien, könne bei Affen nicht die Grenze gezogen werden. Außerdem seien Grundrechte auch Rechte zur Teilhabe an der Gesellschaft. Teilhabe für Affen am menschlichen Lebensraum? Zugegeben, Kunzmann befindet sich in der argumentativen Defensive. Aber irgendwie redeten sie aneinander vorbei. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion besser im akademischen Elfenbeinturm aufgehoben als beim Gesetzgeber.

www.gehirn-und-geist.de

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