© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Kampf gegen das Christentum
Zweierlei Recht schon längst
Udo Ulfkotte

Kennen Sie Siegfried Hauber, den Ortsvorsteher von Nürtingen-Zizishausen im baden-württembergischen Landkreis Esslingen? Wahrscheinlich nicht. Der Mann muß seit Juni 2013 das amtliche Mitteilungsblatt seines 3.200 Einwohner zählenden Örtchens vor jedem Druck von einer übergeordneten Stabsstelle genehmigen lassen. Denn Siegfried Hauber hatte in diesem lokalen Blättchen eine Ungeheuerlichkeit begangen: Er veröffentlichte in der Ausgabe vom 27. März 2013, also zu Ostern, einen Ostervers aus dem Markus-Evangelium. „Ich hab gedacht, das paßt ganz gut als Einstimmung auf Ostern“, sagt der Ortsbürgermeister rückblickend. Schließlich sind die allermeisten Bürger seiner Gemeinde praktizierende Christen.

Der Mann hatte allerdings die Politische Korrektheit vergessen. Das Regierungspräsidium erfuhr von der christlichen Botschaft – und damit begann der Ärger, zumal Hauber ein Wiederholungstäter war. Er hatte es zuvor schon gewagt, Kommunionkinder beim Weißen Sonntag mit brennenden Kerzen in der Hand im Mitteilungsblatt abzubilden. Ungeheuerlich. Auch zur evangelischen Konfirmation hatte er Konfirmanden mit ihrem Pfarrer im Mitteilungsblatt abgebildet. Das Regierungspräsidium sah die politisch-korrekte „weltanschaulich-religiöse Neutralität“ verletzt. Aus diesem Grund muß Siegfried Hauber das amtliche Mitteilungsblatt nun vor jedem Druck genehmigen lassen. Das Beispiel ist kein Einzelfall, nein, es ist vielmehr typisch für einen Wertewandel, der die Fundamente unserer Gesellschaft zerstört. Nichts hat mehr Bestand.

Wohl keine andere gesellschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte vollzog sich so kontinuierlich und gründlich wie die Abwendung der Menschen im deutschsprachigen Raum von der christlichen Kirche. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gehören heute noch 72 Prozent der Deutschen einer Religionsgemeinschaft an, davon 59 Prozent der evangelischen oder katholischen Kirche. In vielen Großstädten sind heute die Angehörigen der traditionellen großen christlichen Glaubensgemeinschaften in der Minderheit, in den neuen Bundesländern sogar stark: Hier sind fast drei Viertel der Bevölkerung konfessionslos.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat schon im Jahr 2011 eine Diskriminierung von Christen auch in Deutschland beklagt. Es gebe einen „regelrechten Kampf gegen das Christentum und seine Lebensform“. In Deutschland finden beispielsweise immer mehr Übergriffe auf christliche Kirchengebäude statt. Nur wird das in der Polizeistatistik nicht als „religionsfeindlicher Akt“ erfaßt. Wird aber ein jüdisches Grab geschändet oder werden Hakenkreuze an die Wand einer Synagoge geschmiert, dann warnt man vor zunehmendem Antisemitismus. Wird hingegen eine christliche Kirche geschändet – dann schweigt man dazu. Jeden Tag werden in Deutschland mehrere Kirchen oder Friedhöfe angegriffen. Wir nehmen das inzwischen wie selbstverständlich hin.

Einige typische Beispiele: In Pforzheim haben drei junge Männer in der St.-Antonius-Kirche im August 2013 ihren Hund in Richtung Altar gehetzt und Kirchenbesucher angegriffen. Das Ganze war eine winzige Meldung in der Lokalzeitung wert. Kurz zuvor hatten Moslems in der Pforzheimer Barfüßerkirche eine christliche Messe gestört und gegen den Willen der Kirchenbesucher laut aus dem Koran vorgelesen. Obwohl der Staatsschutz wegen Störung eines Gottesdienstes ermittelte, wurde das nirgendwo publiziert. Die großen Medien schauten weg. Nicht anders war es, als im gleichen Monat in Garbsen bei Hannover die christliche Willehadikirche in Brand gesetzt wurde. Sobald klar war, daß die Täter in den Reihen junger Zuwanderer zu suchen waren, interessierte sich keiner mehr für die Berichterstattung. In jenem Monat wurden übrigens zeitgleich in Ägypten in nur fünf Tagen 63 christliche Kirchen von Moslems in Brand gesteckt. Stellen Sie sich einfach einmal vor, in Deutschland oder in Ägypten wären 63 Moscheen angezündet worden. Wir hätten Sonderberichte rund um die Uhr vernehmen können – aber bei Christen?

Wie einst in der DDR erleben Sprachregelungen und Erwähnungsverbote eine zweifelhafte Wiedergeburt. Beispiele zeigen, daß die Politische Korrektheit unsere Werte längst zerstört hat. Wir nehmen das inzwischen wie selbstverständlich hin.

Wie einst in der DDR erleben auch Sprachregelungen und Erwähnungsverbote eine zweifelhafte Wiedergeburt. Nachdem fanatische Moslems in Ägypten Dutzende Kirchen angezündet hatten, meldeten die „Heute“-Nachrichten des ZDF: In Ägypten würden „Gotteshäuser“ angegriffen, in Kairo brenne gar ein „Gotteshaus“. Auch der Reporter vor Ort hielt sich strikt an die Formulierung „Gotteshäuser“, die offenbar diktiert worden war. Nicht in einem einzigen Fall sagte er „Kirche“. Auch, daß die Täter radikale Moslems waren, wurde weggelassen – bestimmt, um keine „Vorurteile“ zu schüren.

Man kennt diese Methode in verschärfter Form auch aus dem deutschsprachigen Raum: Da steckte ein junger Türke vorsätzlich den Neustädter Dom in Wien mit seinem Feuerzeug in Brand. In diesem Zusammenhang wurde nicht einmal von „Gotteshaus“ gesprochen, denn man ließ den Fall einfach ganz unter den Tisch fallen. Kein Wort dazu im deutschen Fernsehen. Hätte ein Österreicher eine Moschee in Brand gesetzt, dann hätte man sofort einen Übertragungswagen geschickt und die Menschen vor Ort dazu aufgefordert, Lichterketten zu bilden. Auch als 2013 parallel zu den Kirchenbränden in Ägypten in Schweden Kirchen angezündet wurden und bis auf die Grundmauern niederbrannten, gab es dazu in deutschen Medien keinerlei Reaktion.

Urinieren junge Muslime im deutschsprachigen Raum in das Taufbecken einer Kirche oder beschmieren sie den Altar mit Fäkalien – wie etwa in der Schweiz geschehen –, dann dürfen Christen keinesfalls beleidigt sein. Eine Schweizer Zeitung berichtete über solche Fälle unter der Überschrift „Muslim-Kinder schissen und vandalierten in Muttenzer Kirche“. Ärger bekamen nicht etwa die Straftäter, sondern die Zeitung. So etwas schreibt man nämlich nicht. Das ist politisch nicht korrekt. In Brüssel hatte ein Pfarrer seine Kirche von der Polizei räumen lassen, weil Asylanten sie als Toilette benutzten. Im Visier der Kritik stand anschließend der Pfarrer, weil er die Polizei gerufen hatte. In einem anderen Fall riefen Muslime im Spätsommer 2013 mitten in Deutschland zum bewaffneten Kampf gegen Christen auf, behaupteten, die Zeit des „Endkampfes“ der Religionen sei nahe.

Wird im öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehen eine Bibel verbrannt, dann gilt das als „cool“ und „fortschrittlich“. Wehe aber, wenn ein Filmemacher einen Koran verbrennen würde – Politik und Medien würden ihn sofort zum rechtsradikalen Rassisten stempeln. Junge Zuwanderer sagen uns: „Ich ficke deinen Gott“ (bezeugt ein katholischer Priester in Duisburg) – und wir überlegen, wie wir solche Jugendlichen weiter fördern können.

In einer deutschen Stadt wie München gilt es heute als „Kunst“, einen gekreuzigten Frosch mit herausgestreckter Zunge und Bierkrug in der Hand öffentlich auszustellen. Die religiösen Gefühle von uns Christen werden mit dieser Art von Darstellung ganz sicher beleidigt. Das blasphemische Werk war zuvor auch schon in Bozen zu sehen. Ein anderer Künstler, Andres Serrano, steckte ein Kreuz in einen Behälter mit Urin. Selbstverständlich müssen Christen auch das hinnehmen. Er nannte das Kunstwerk „Piss Christ“. Wir stellen so etwas aus, und unsere Medien berichten wohlwollend darüber. Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Künstler und wollen ein Kunstwerk „Piss Mohammed“ ausstellen. Sie werfen dazu einfach einen Koran in einen mit Urin gefüllten Topf. Werden die Medien dann auch so wohlwollend über Ihre Kunst berichten? Die Beispiele zeigen, daß die Politische Korrektheit unsere Werte längst zerstört hat.

Ein letztes Beispiel: Wollen deutsche Christen ihre Kinder von bestimmten Unterrichtseinheiten aus religiösen Gründen fernhalten (etwa vom Sexualkundeunterricht), dann werden sie als extrem rückständig dargestellt. Es wird dann über jede Familie, die ein Kind nicht zur Schule schickt, in großen Lettern berichtet. Anschließend kommt das Jugendamt und nimmt den Eltern die Kinder weg. Melden Muslime in großer Zahl ihre Kinder vom Sexualkundeunterricht ab, dann reagieren die Landesbehörden völlig anders. Das Jugendamt jedenfalls schaltet sich nicht ein. Statt dessen erscheint ein Leitfaden für den Umgang mit muslimischen Schülern und Eltern. Darin heißt es dann, daß die Schulen Rücksicht auf die Muslime nehmen sollten. Christen werden demnach in ihrem Heimatland Deutschland als Menschen zweiter Klasse behandelt. Es existiert weder ein Leitfaden für die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse christlicher Schüler, noch gibt es Verständnis seitens der Jugendämter, wenn christliche Schüler aus religiösen Gründen nicht zur Schule erscheinen. Ist das politisch wirklich korrekt?

Während immer mehr europäische Islamkritiker sich von Muslimen „Islamophobie“ vorhalten lassen müssen, hat der Autor in Saudi-Arabien die Erfahrung machen dürfen, was es heißt, ein Mensch zweiter Klasse zu sein und als Christ diskriminiert zu werden.

Trotz dieser immer offensichtlicher werdenden Ungleichbehandlung setzt sich ein kleines Häuflein von Europäern dafür ein, auf die Lage der in der Türkei verfolgten Christen aufmerksam zu machen. Christen dürfen dort keine Priester ausbilden, keine Kirchen bauen – und nicht einmal essen, was sie wollen. Christliche Metzger bekommen in der Türkei seit Jahren die „Toleranz“ der „gemäßigten“ islamistischen türkischen AKP-Regierung besonders zu spüren: Lazari Kozmaoglu war der letzte Metzger in Istanbul, der noch Schweinefleisch verkaufte. Im Juli 2008 mußte auch er seinen Laden schließen. Seit dem Jahr 2004 hatte die angeblich so „tolerante“ islamistische AKP-Regierung nach und nach alle Schweinefarmen des Landes zwangsweise schließen lassen. Von ursprünglich 25 Betrieben ist heute keiner mehr erhalten. Den Schlachthäusern wurde die Lizenz entzogen, Schweine schlachten zu dürfen. Lazari Kozmaoglu hatte eine Ausnahmegenehmigung – und die lief am 1. Juli 2008 ab. Sie wurde nicht verlängert.

Unterdessen fordern Länder wie Saudi-Arabien bei Besuchen westlicher Politiker regelmäßig mehr Respekt vor dem Islam ein. Westliche Politiker verbeugen sich unterwürfig und geloben, den Islam künftig noch mehr respektieren zu wollen. Respekt darf es aus der Sicht der Moslemvertreter nur vor dem Islam geben, nicht aber vor anderen Religionen. Über diese Denkweise der von uns so hofierten Saudis, denen westliche Politiker wohl auch künftig für einen „Dialog“ ihre unterwürfige Aufwartung machen werden, berichtete die saudische Zeitung Arab News. In dem betreffenden Artikel hieß es, wenn man andere Religionen respektieren würde, dann müsse man diesen ja im zweiten Schritt auch gestatten, in islamischen Ländern Gotteshäuser zu errichten. So etwas dürfe man natürlich nicht zulassen.

Während immer mehr europäische Islamkritiker sich von Muslimen „Islamophobie“ vorhalten lassen müssen, hat der Autor in Ländern wie Saudi-Arabien über viele Jahre hinweg selbst die Erfahrung machen dürfen, was es heißt, ein Mensch zweiter Klasse zu sein und als Christ diskriminiert zu werden. In Saudi-Arabien sind Bibeln verboten, Kirchen dürfen nicht gebaut werden, und es gibt Straßen, auf denen Nicht-Muslime ausschließlich „aus religiösen Gründen“ nicht fahren dürfen. Juden dürfen das Land nicht einmal betreten.

Der Autor hat Saudi-Arabien oft besucht. Er mußte es hinnehmen, daß ihm sein Schweizer Offiziersmesser bei der Einreise abgenommen wurde, weil auf dem Griff ein Kreuz zu sehen war. Eine Halskette mit einem Kreuz wurde ihm wütend vom Hals gerissen. In Medina sah der Autor zum ersten Mal Straßenschilder, die ihm als Nicht-Muslim die Weiterfahrt in die Innenstadt verboten. Man stelle sich einmal vor, die Zufahrt zum Kloster Ettal oder zum Petersdom würde für Muslime „aus religiösen Gründen“ gesperrt. Ein Aufschrei wäre wohl die Folge. Niemand hinterfragt, warum Städte wie Rom und Jerusalem auch von Muslimen betreten werden dürfen. Der westliche Kulturkreis ist ja schließlich tolerant. Europäer aber werden zumindest ausgepeitscht, wenn nicht enthauptet, falls sie es wagen sollten, einen Fuß in das Stadtgebiet von Mekka oder Medina zu setzen. Wie weit muß es noch kommen, bis wir aufwachen und der Realität ins Auge blicken?

 

Dr. Udo Ulfkotte, Jahrgang 1960, ist Politologe und Publizist. In der JUNGEN FREIHEIT schrieb er zuletzt über die „Psychologie der Massentäuschung“ bei der Euro-Einführung und -Krise („Kluge Köpfe als Ketzer“, JF 15/13).

Michael Brückner, Udol Ulfkotte: Politische Korrektheit, Von Gesinnungspolizisten und Meinungsdiktatoren. Kopp-Verlag, Rottenburg 2013, gebunden, 319 Seiten, Der Beitrag auf dieser Seite ist – mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag – ein adaptierter Auszug aus dem Buch.

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