© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/13 / 29. November 2013

Grüße aus Athen
Suche nach Freiheit
Panayotis Doumas

Wohl dem, der einen Kamin sein eigen nennt. Bis vor ein paar Wochen war dies nicht jedem Athener klar. Zwar besitzt ein Großteil der neugebauten Wohnanlagen einen Kamin. Benutzt wurde er selten. Er diente eher als Dekoration und hob den Wert der Immobilie. Als bloße Wärmequelle kam er kaum jemandem in den Sinn. Doch im Zuge der Staatssanierung sind die Heizölpreise derart gestiegen, daß viele Athener nun alternativ auf Holzverbrennung setzen.

Die Folge: In der Luft der griechischen Hauptstadt wurden gefährliche Mengen von Staub-partikeln gemessen, und viele Einwohner, besonders ältere Leute, beschwerten sich über tränende Augen, Atemprobleme und Brennen im Hals. Was aber die Situation noch schlimmer machte, war die Tatsache, daß nicht nur Pappe, Papier, Zeitschriften, Brennholz in den Kamin wanderte, sondern auch ebenso Holz zweifelhafter Qualität aus dem Sperrmüll, Palletten und Möbel, Plastikflaschen und sogar volle Müllsäcke.

Jetzt will das griechische Umweltministerium neue Maßnahmen ergreifen, um die Luftverschmutzung durch Holzverbrennung zu unterbinden. Genauer gesagt: Im Falle erhöhter Luftverschmutzung – in Kombination mit ungünstigen Wetterbedingungen wie Windstille – soll die Verbrennung von Holz verboten werden.

Damit wird der Winter uneträglich und die Unfreiheit in unserem armen Land noch heftiger. Im Athen des 21. Jahrhunderts darf man nicht jeden Tag sein Auto benutzen oder bei Kälte seinen Kamin anzünden. Für die, die es nicht wissen: Es gilt seit Ewigkeiten eine Regelung, wonach man sein Auto je nach der letzten Ziffer des Autokennzeichens entweder an geraden oder ungeraden Tagen benutzen darf.

Und da, wo der Staat nicht das schwierige Werk der Unterdrückung des Volkes übernehmen will, sind die Gewerkschaften immer gern zur Stelle, um dem noch etwas draufzusetzen. Speziell die Verwaltungsbeamten und Angestellten der Universitäten unterlassen im grassierenden Streikwahn, die Türen der Ausbildungsanstalten zu öffnen. Folge: Der November ist vorbei und die meisten Studenten haben sich nicht einnmal immatrikuliert.

Es sind also nicht nur Geld, Investitionen, Tourismus und Fortschritt, die sich mancher in Griechenland zum Jahresende wünscht, sondern eine neue ... JUNGE FREIHEIT.

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