© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

Bildungspolitik in Afghanistan: Charmeoffensive der Taliban
Im ureigensten Sinne gestalten
(sk)

Im Internationalen Asienforum (Vol. 44/2013) geht Rüdiger Blumöhr von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit der Frage nach, wie die aktuelle Bildungspolitik der Taliban aussieht. Immerhin sind staatlicherseits initiierte Bildungsmaßnahmen nach wie vor ein integraler Bestandteil der Aufstandsbekämpfung in Afghanistan, was impliziert, daß die Gotteskrieger sich zu diesem Thema positionieren müssen. Bekanntlich taten sie das in der Vergangenheit, indem sie Gewalt gegen nichtreligiöse Schulen ausübten. Doch seit 2010 existiert ein neuer offizieller Verhaltenskodex für die Taliban, der sämtliche Angriffe auf Bildungseinrichtungen untersagt. Dies interpretiert Blumöhr als Teil des Kampfes um die Herzen der Bevölkerung. Allerdings bleibe offen, ob es sich dabei um eine rein taktische Maßnahme handele, oder ob ein Umdenken eingesetzt habe, weil die Taliban mittlerweile in der Lage seien, das Schulwesen in ihrem ureigensten Sinne zu gestalten. In diesem Zusammenhang verweist Blumöhr auf die längst installierten Schatten- bzw. Parallelregierungen der Gotteskrieger in allen 34 Provinzen Afghanistans, welche sich auch der Bildungspolitik annehmen, wobei die beiden Taliban-Bildungskommissionen in Quetta und Peschawar eine koordinierende Rolle einzunehmen scheinen.

www.arnold-bergstraesser.de

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