© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/13 / 22. November 2013

CD-Kritik: Rummelsnuff
Schwulenmucke
Sebastian Hennig

Vor Kraft kann Rummelsnuff kaum gehen, deshalb steht er lieber am Grill oder fährt Kahn auf der Elbe. Das Genre des technoiden Stimmungslieds mit Bläserverstärkung nennt er selbst „derbe Strommusik“ oder bezeichnet sie als neues Arbeiterlied. Roger Baptist kommt aus einem musisch-musikalischen Haushalt im sächsischen Großenhain und spielte einst in der legendären Dresdner Band „Freunde der italienischen Oper“. Nun scheint dem muskelpumpenden Kraftsport und dem eigenen Geschlecht unverstellt seine dringendste Leidenschaft zu gelten. Im Liebeslied „Salutare“ heißt es: „Einfacher wär’s mit der Hand/ doch du hast etwas, das ich nie zuvor fand.“ Die Mitsingbarkeit der Titel steigt beim vierten Album nun auf Hitparadenniveau. „Der Käptn nimmt dich mit“ ist perfekt für den Dudelfunk zugerichtet. Die Texte sind unmißverständlich, so etwa im Lied „Gerüstbauer“: „Unser Werk verrichten wir/ bis zum Feierabendbier.“ oder bei „Bratwurstzange“: „Die beste Möglichkeit von vielen/ wär, mit ’nem Schwarzbier nachzuspülen.“

Der Erfolgswille zeigt sich daran, daß sogar Bela B. als Gast zu Wort kommt. Der „Kraftgewinn“ wird möglicherweise einen kommerziellen Durchbruch erzwingen. Mit seinem Eisenschiff nimmt der Fluß-Seebär den Flittchen und Strichern des Popgedudels den Wind aus den zerschlissenen Segeln.

Rummelsnuff, Kraftgewinn Out of Line (rough trade), 2013

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