© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

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Birgit Kelle: Zeit für Kinder, Zeit für den Beruf

KEMpEN/WIESBADEN. Daß immer mehr Frauen in Deutschland – vor allem Akademikerinnen – kinderlos bleiben, zeigt, daß die Politik der Bundesregierung „kolossal gescheitert“ ist. Diese Ansicht vertritt die Vorsitzende der Initiative „Frau 2000plus“ und Publizistin Birgit Kelle. Das Statistische Bundesamt hatte am 7. November mitgeteilt, daß dem Mikrozensus 2012 zufolge 22 von 100 Frauen zwischen 40 und 44 Jahren kein Kind geboren haben. Frauen mit Fachhochschul- beziehungsweise Hochschulabschluß in den westlichen Bundesländern bleiben den Angaben zufolge besonders häufig ohne Kind. Mit 30 Prozent erreichte 2012 die Kinderlosenquote bei westdeutschen Akademikerinnen im Alter zwischen 45 und 49 Jahren den bislang höchsten Wert. Wie Birgit Kelle gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, zeigten die Zahlen, daß die Rechnung „Mehr Krippen gleich mehr Kinder“ ein Trugschluß sei. Der Trend zur Kinderlosigkeit gerade bei gebildeten Frauen werde weiter steigen, solange die Entscheidung zu einem oder mehreren Kindern nach wie vor ein finanzielles Risiko, ein berufliches Aus, die gesellschaftliche Ächtung als „Heimchen am Herd“ und Altersarmut bedeuteten. Kelle: „Wir brauchen nicht mehr staatliche Betreuung für Kinder, sondern eine Politik, die es Frauen ermöglicht, auch ohne finanzielle Risiken Kinder zu bekommen.“ Frauen heute wollten beides: Familie und Beruf. Sie wollten es aber nicht zwangsläufig gleichzeitig. Die vielzitierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfe nicht bedeuten, „daß Frau sich zwischen Familie und Beruf bis zum Burn-out aufreibt“. Es müsse Zeit für Kinder geben und danach auch wieder Zeit für den Beruf: „Dann werden wir auch wieder mehr Kinder in diesem Land haben“, sagte die vierfache Mutter Birgit Kelle. (idea/JF)

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