© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Danke, Mario Draghi
Edelmetallmesse: Tausende Sachwertanleger lassen sich vom sinkenden Goldpreis nicht beirren
Jörg Fischer

Wer vor einem Jahr auf der Edelmetall- & Rohstoffmesse in München Goldbarren oder Münzen gekauft hat, mußte in den vergangenen zwölf Monaten starke Nerven haben: Der Preis des gelben Metalls ist um ein Viertel eingebrochen. Analysten der US-Großbank Goldman Sachs prognostizieren sogar, der Preis werde bis Ende kommenden Jahres auf 1.050 Dollar sinken. Daher überrascht es nicht, daß den deutschen Leitmedien die diesjährige Edelmetallmesse keine Zeile wert war.

Doch einen Tag vor Messebeginn kam ein ehemaliger Goldman-Vizepräsident den Goldanlegern zu Hilfe: Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, verkündete die Halbierung des Leitzinses von 0,5 auf 0,25 Prozent. Die EZB steht nicht allein, auch die Zentralbanken in den USA, England oder Japan versuchen, mit Billiggeld die Wirtschaft zu stimulieren.

Die Sparer werden so allerdings noch schneller schleichend enteignet – und dies war auch der Tenor der 60 Referenten, die vor mehreren tausend Besuchern auf der inzwischen neunten Edelmetallmesse auftraten. Daß daher trotz – oder wegen des gefallenen Goldes – physisches Edelmetall in jedes Depot gehört, war ebenfalls Konsens. Doch wieviel davon? Darüber gingen die Meinungen auseinander. Wie über Goldminenaktien. Sind das Einstiegskurse oder eher dauerhafte Verlustbringer?

Angesichts der Geldschwemme sind für „Mister Dax“ Dirk Müller Standardwerte wie VW immer noch einen Kauf wert. Der Autobauer glänze schließlich mit zweistelligem Gewinn pro Aktie. Auch der Goldpreismanipulation (JF 13/13 ) widmeten sich die Referenten. Und angesichts der langjährigen Manipulation des Libor-Zinses (JF 30/12) ist das Thema keine Verschwörungstheorie mehr, die US-Aufsichtsbehörde CFTC ermittelt sicher nicht grundlos.

Der sinkende Goldpreis sei vor allem dem Abverkauf von „Papiergold“ (Zertifikate, Fonds, ETFs) geschuldet, meinte der Goldexperte Hans-Jürgen Bocker, der, wie andere Referenten auch, auf die gleichzeitig steigende Nachfrage nach physischem Gold in Indien oder China verwies. Daß die Billionen an Schulden jemals zurückgezahlt werden, glaubt niemand. Doch egal ob Währungsreform, Staatsbankrott, Inflation, Vermögensabgabe oder eine Kombination dessen drohen – mit realen Sachwerten verliert der Normalbürger beim unausweichlichen Crash zumindest nicht alles.

www.edelmetallmesse.com

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