© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/13 / 15. November 2013

Linksruck auf der EKD-Synode
Doppelt düpiert
Christian Vollradt

Verglichen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sei die SPD geradezu rechtsradikal, lautete in den siebziger und achtziger Jahren ein beliebtes Bonmot, als Kirchentage zu skurrilen Happenings der Friedens-, Umwelt- und Frauenbewegung ausarteten.

Das ist lange her. Der real existierende Protestantismus in Deutschland gibt sich mittlerweile gesitteter. Parallelen zu den Grünen sind da nicht überraschend. Daß hier wie dort der Verbürgerlichung enge Grenzen gezogen sind, offenbarte die aktuelle Synode: Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) fiel bei der Wahl zum Präses des Kirchenparlaments mit Pauken und Trompeten durch. Die Funktionäre goutierten seine programmatische Forderung nach „mehr Luther“ und seine Absage an die „Theologie der Energiesparlampe“ nicht. Statt seiner wählte man die frühere FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer, die als Mitglied des Gemeindevorstands dem „Marsch für das Leben“ jüngst einen Gottesdienst im Berliner Dom verweigerte.

Doppelt düpiert und an den Rand gedrängt müssen sich konservative evangelische Christen fühlen, weil zudem die Führung der EKD nicht bereit war, auch nur ein Jota jener umstrittenen „Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie zu korrigieren. Vom Volk hat sich die Volkskirche wieder weiter entfernt. Leere Kirchen sind die Antwort.

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