© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/13 / 08. November 2013

Umwelt
Allwissende Öko-Äpfel
Heiko Urbanzyk

In ihrem Wahlprogramm von 1987 forderten die Grünen, die Digitalisierung des Telefonnetzes zu verbieten, denn Computertechnologien böten „weitreichende Möglichkeiten der Kontrolle, der Einschüchterung, der Gleichschaltung von Menschen“. Doch es kam anders, längst sind von der „informationstechnischen Vernetzung, die die Herrschenden mit dem Ziel einer ’informatisierten Gesellschaft‘ vorantreiben“, alle Bereiche erfaßt. Selbst der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nutzt inzwischen die auf „Kontrolle angelegten“ Techniken: Mit dem Programm ToxFox, das es aus Kostengründen nur für Geräte des US-Konzerns Apple gibt, können Kosmetika auf Schadstoffe geprüft werden. „Einfach mit der Kamera den Strichcode auf der Produktpackung scannen und schon erhalten Sie Auskunft“, verspricht der BUND. „Mehr als 60.000 Artikel deckt die App zum Start bereits ab, weitere Produkte werden folgen.“

Das erleichtert den Einkauf, denn das Problem im Supermarkt war immer: Vor dem Duschgel fällt uns auf, daß der Ökoratgeber zu Hause liegt. Deswegen kauften wir oft das falsche. Und im Shampoo versteckte sich dann Silikon oder Aluminium im Kleingedruckten. Das ist jetzt vorbei. Vor dem Regal wird das iPhone gezückt und sofort wissen wir, ob die Creme wirklich gut für Babys Popo ist. „Hormonell wirksame Chemikalien, die in Verbindung mit Brustkrebs, verminderter Spermienqualität und verfrühter Pubertät stehen“, sind nun chancenlos. Doch es geht auch ohne Apples „Techniken zur Verarbeitung, Übertragung von Daten und Informationen“ (Grüne 1987). Familienunternehmen wie die Drogeriekette dm strotzen nur so vor zertifizierter Naturkosmetika, die ohne Schadstoffe auskommen und trotzdem günstig sind.

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