© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/13 / 08. November 2013

Blick in die Medien
Facebook speichert Cursor-Bewegungen
Toni Roidl

Der Datenhunger von Facebook ist noch lange nicht gestillt: Das soziale Netzwerk experimentiert mit einer neuen Technik, die die Mausbewegungen der Nutzer verfolgt. Das bestätigte der Chef der Datenauswertung bei Facebook, Ken Rudin, auf Nachfrage des Wall Street Journals.

Das Unternehmen erklärte, es probiere die Technologie derzeit an einer kleineren Gruppe von Anwendern aus. In den nächsten Monaten soll dann entschieden werden, ob das Verfahren ausgeweitet wird. Einiges deutet schon jetzt darauf hin: Facebook paßt seine Infrastruktur an eine mögliche Verarbeitung großer Datenzuwächse an, wie Rudin der Börsenzeitung sagte.

Facebook sammelt mit der neuen Analyse zwei Sorten Daten: demographische und verhaltensmäßige. Die demographischen Daten geben Aufschluß darüber, wo ein Nutzer wohnt oder zur Schule gegangen ist. Die Verhaltensdaten dokumentieren anhand der Cursor-Bewegungen in Echtzeit, was der Nutzer auf der Seite gerade macht. Das aufgezeichnete Profil ermögliche es dem Unternehmen, die attraktivsten Plätze für Werbeanzeigen zu identifizieren.

Facebook dementierte, daß die Daten für personalisierte Direktwerbung oder den Verkauf vorgesehen sind. Es gehe darum, den Nutzern die bestmögliche Anwendung zu garantieren.

Die weltweite Gemeinschaft der Facebook-Freunde kann sich darauf einstellen, zukünftig verstärkt von personalisierter Werbung verfolgt zu werden. Bei vielen Nutzern löst es Unbehagen aus, wenn sie bemerken, daß die Werbefenster auf ihrem Bildschirm mit ihrem Nutzungsverhalten zusammenhängen. Es ist ein Gefühl des anonymen Beobachtetwerdens. Wenn Facebook seinen Nutzern statt „der bestmöglichen Experience“ ein negatives Gefühl beschert, etabliert sich vielleicht ein kritischeres Bewußtsein für die totale Durchleuchtung im weltweit größten sozialen Netzwerk.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen