© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/13 / 08. November 2013

S. Fred Singer gilt als führender Kritiker der Lehre vom menschengemachten Klimawandel
Nestor der Skeptiker
Felix Dirsch

Wenn die allherbstliche Weltklimakonferenz am 16. und 17. November in Warschau stattfindet, werden sich Klimaoptimisten und -pessimisten wieder darüber streiten, ob das Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung erreicht werden kann oder nicht. Vertreter einer anderen Strömung nehmen an diesen Kontroversen nicht teil: die Klimaskeptiker. Sie werden als „Klimaleugner“ zu Schmuddelkindern erklärt, mit denen man sich nicht an einen Tisch setzt.

Trotz solcher Ausgrenzung verschafft sich das Haupt der „Klimarealisten“, wie sie sich selbst nennen, Siegfried Frederick Singer – kurz S. Fred Singer – immer wieder Gehör. Der 1924 in Wien geborene US-Atmosphärenphysiker verkündet eine prägnante Botschaft: Die Natur, besonders die Sonne, beeinflußt das Klima nachhaltig, der Mensch hingegen nur unwesentlich. Um dieses Credo zu verbreiten, greift er auf die vor fast einem Jahrzehnt in den USA gegründete Organisation Nongovernmental International Panel on Climate Change
(NIPCC) zurück. Der Zusatz „Nongovernmental“ – sprich: nicht im Regierungsauftrag – verdeutlicht den Widerspruch zum offiziellen, 1988 von der Uno gegründeten „Weltklimarat“ IPCC.

In diversen Studien belegt der fast neunzigjährige Gelehrte, daß eine Fülle von Beobachtungsdaten die Modellberechnungen des IPCC des öfteren nicht bestätigt. Zu Singers Verdiensten gehört es etwa, gezeigt zu haben, daß es für die Annahme einer Erderwärmung von 1910 bis 1940 Anhaltspunkte in den Meßergebnissen gibt, nicht jedoch für eine üblicherweise von den Experten vermutete globale Erwärmung seit 1979. Und so verbreitet er mantraartig: Zwischen dem grundsätzlich unstrittigen Klimawandel und dem Kohlendioxidausstoß bestehe kein kausaler Zusammenhang.

Die längst erwiesenen Fälschungen der „Hockeyschläger-Kurve“ (JF berichtete), die das 20. Jahrhundert zum wärmsten der letzten tausend Jahre erklären sollten, haben ihn nicht überrascht, ebensowenig wie „Climategate“, das durch publik gewordene E-Mails die Ratlosigkeit führender IPCC-Mitarbeiter einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt hat. Der „Klimakatastrophismus“ ist für ihn das Ergebnis der Wühlarbeit von Gesellschaftstheoretikern und Journalisten. Die Gegner des rüstigen Emeritus haben bisher vergeblich versucht, ihn als Agenten von Öl- und Tabakindustrie zu entlarven.

Auch in Deutschland gibt es Anzeichen für einen Wandel. Das klimaskeptische, privat finanzierte Europäische Institut für Klima und Energie (Eike) veranstaltet hochkarätig besetzte Kongresse. Und mit dem Buch „Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“ erreichte 2012 erstmals eine der vielen klimaskeptischen Publikationen eine breitere Öffentlichkeit. Auch hierzulande gewinnt also Singers Position an Boden.

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