© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/13 / 01. November 2013

Der Flaneur
Rollerfahren macht Spaß
Paul Leonhard

Die Sonne verspricht einen warmen Herbsttag. Noch hängen Blätter an den Bäumen. Also auf in den Großen Garten im Herzen der Stadt. Der Kleine kann sich nicht entscheiden, was er benutzen möchte: die Inline­skater, das Skateboard oder den Metallroller. Schließlich schleppen wir alles mit – und für uns das Federballspiel. Während der Kleine gleich auf dem Rollbrett davonfährt, bringen mir die Inlineskater unterm Arm freche Bemerkungen von ein paar Halbstarken ein.

Mit meiner Frau bummle ich auf der Hauptallee. Wir nutzen den asphaltierten Weg und staunen, was da so an uns vorbeizieht: Fahrräder vom Discounter, teure Rennräder, selbstgebaute Liegeräder, Dreiräder mit und ohne Anhänger, Rennrollstühle. Eine Frau skatet mit einem Kinderwagen in atemberaubendem Tempo an uns vorbei. Jogger und Geher hecheln in ihren Markenturnschuhen den Weg dahin, Nordic-Walking-Läufer stöckeln.

Den Kleinen faszinieren vor allem die Longboards, die durch ihr längeres Deck sowie die größeren Rollen dem Nutzer ein schnelleres Fahren ermöglichen. Dann stellt er sich auf sein Moveboard und fährt mit kühnem Hüftschwung davon.

Es ist warm genug, die Decke auf dem Rasen für ein Picknick auszubreiten. Dann packt es mich. Ich schnappe mir den Roller, drehe ihn um. Sieh da, belastbar bis zu 100 Kilo steht da. Ich gehe auf die Allee, schaue mich um, kein Bekannter weit und breit. Also los. Rollerfahren macht Spaß, das wußte ich schon als Kind, auch wenn sich der Klapproller etwas unbequemer fährt als einst mein Luftbereifter.

Ich drehe eine Runde ums Palais. Plötzlich ist der Kleine neben mir. In seinen Augen lese ich Anerkennung. Wir fahren um die Wette. Ich habe keine Chance, bis er plötzlich stürzt. Er sitzt auf dem Asphalt, starrt auf die Schürfwunde am Knie und verkneift sich die Tränen. Ja, es tut weh. Ob ich ihn zur Mutter tragen soll? Er nickt schluchzend. Die pustet auf die Wunde und schnell ist alles wieder gut. „Papa, fahren wir noch mal?

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