© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/13 / 25. Oktober 2013

Blick in die Medien
„Focus": Abenteuerliche Gleichsetzungen
Toni Roidl

Als in London und Paris Einwanderer marodierten und plünderten, waren die Medien ganz auf ihrer Seite. Die Zeitungen nannten sie nicht Verbrecher, sondern „Jugendliche“ oder liebevoll „Kids“. Die Ursachen für ihre Gewaltausbrüche waren natürlich „Perspektivlosigkeit“ und „Benachteiligung“.

Als jüngst in Moskau eingeborene Moskowiter in einem Ausländerviertel randalierten, war von diesem mildherzigen Verständnis nichts zu lesen. Die Presse identifizierte die Menge sogleich als rassistischen, rechtsextremen Mob – ein Wort, das den Journalisten im Zusammenhang mit randalierenden Einwanderern niemals über die Lippen käme.

Wer solche Schwarzweiß-Schablonen anwendet, differenziert auch nicht im „Kampf gegen Rechts“. Ein bizarres Beispiel lieferte Focus-Online mit einem siebenseitigen Artikel einer Anfängerautorin über Rechtsparteien in Europa mit dem Titel „Holocaust-Leugner und Euro-Hasser“. Schon der Einstieg ist Demagogie: „In Rußland plündern Rechte ein Einkaufszentrum und machen Jagd auf Kaukasier, in Griechenland stirbt ein linker Rapper durch rechte Gewalt. In fast allen europäischen Ländern erstarken seit der Schuldenkrise rechtspopulistische Parteien.“ Daneben ein Bild von AfD-Chef Bernd Lucke. Lektion: Wer den Euro kritisiert, tötet linke Rapper.

Nach demselben Strickmuster auch Sätze wie dieser: „Als Feindbild dienen ihnen oft der Euro und die EU. In etlichen Ländern hält sich zudem ein biologischer Rassismus.“ Und so werden die AfD , die griechische NS-Partei Goldene Morgenröte, die Dänische Volkspartei und die faschistische Jobbik-Partei Ungarns zusammengewürfelt.

Doch die Leser sind nicht so blöd, wie die Redakteure meinen, wie die vielen wütenden Kommentare zeigen. Leser Steven M. schreibt: „Man kann diese hetzerische Presse nur noch ablehnen. Zum Glück findet man im Internet auch noch politisch neutrale Presse.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen