© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/13 / 18. Oktober 2013

Frisch gepresst

Hartz IV. Seit dem Amtsantritt Angela Merkels fiel die Arbeitslosenzahl von 4,9 auf jetzt 2,9 Millionen. Ein Erfolg ihrer Politik? Nein, eine Folge der Hartz-Trickkiste ihres Amtsvorgängers, denn in Wahrheit gibt es über 5,2 Millionen „Leistungsempfänger“ – 1,7 Millionen Kinder und drei bis vier Millionen, die auf Leistungsansprüche verzichten, nicht mitgerechnet. 355,5 Milliarden Euro flossen zwischen 2005 und 2012 direkt in die Hartz-Statistikwelt – ein Fünftel davon landete in der Verwaltung und im Milliardengeschäft der „Bildungsträger“. Was die für monatlich 500 bis 800 Euro pro Zwangskursteilnehmer so bieten, verrät Rita Knobel-Ulrichs Buch „Reich durch Hartz IV“. Egal, ob Strickseminar oder Theaterkurs – Hauptsache, die Arbeitslosen sind aus der Statistik heraus. Aus dem Heer der Kümmerer und Anbieter von Maßnahmen hat sich eine regelrechte Arbeitslosenindustrie entwickelt. Doch „wir können es uns definitiv nicht mehr leisten, weitere Milliarden Euro in eine aufgeblähte Hartz-IV-Maschinerie zu pumpen“, so das Fazit der Autorin. „Die, die arbeiten und dafür sorgen, daß der Staat Steuern in die Kasse bekommt, haben ein Recht darauf, daß damit äußerst umsichtig umgegangen wird.“ (fi)

Rita Knobel-Ulrich: Reich durch Hartz IV – Wie Abzocker und Profiteure den Staat plündern. Redline Verlag, München 2013, gebunden, 256 Seiten, 19,99 Euro

 

Nach drüben. In den vierzig Jahren ihrer Existenz verließen etwa 3,5 Millionen Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik – wenn nicht durch Flucht, dann durch Ausreise oder Freikauf. Anders als die DDR-Propaganda es wollte, integrierten sich ehemalige DDR-Bürger in der Regel rasch und hatten ihren Anteil an der Erfolgsgeschichte Westdeutschlands. Doch war der Heimatverlust oft ein tiefer Einschnitt im weiteren Leben. Stellvertretend für diese innerdeutsche Heimatsuche präsentiert die „Deutsche Gesellschaft e.V.“ in einem verdienstvollen Sammelband zwanzig Lebensgeschichten in Selbstzeugnissen, darunter prominente Zeitgenossen wie den Schauspieler Armin Mueller-Stahl, den Maler Hans-Hendrik Grimmling oder den Arzt und Skisprung-Olympiasieger Hans-Georg Aschenbach, der die absurde Ankunft schildert: „Ich kam als Deutscher nach Deutschland und mußte nachweisen, Deutscher zu sein!“ (cd)

Andreas H. Apelt (Hrsg.): Neuanfang im Westen. Zeitzeugen berichten 1949–1989. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2013. 240 Seiten, broschiert, 9,95 Euro

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