© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

Frisch gepreßt

Imperium am Ende. Während das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg unter gnadenlosen Friedensbedingungen ächzte, wurde der Staat des südlichen Bundesgenossen nach 1918 praktisch von der Landkarte getilgt. Übrig blieben vom europäischen Großreich Österreich-Ungarn, das als zweitgrößte Territorialmacht des Kontinents von den alpinen Gipfeln der Dolomiten bis zu den wol-hynischen Sümpfen in Ostgalizien reichte, nur mehr zwei zusammengestutzte Kleinstaaten an der mittleren Donau. Der Historiker Manfried Rauchensteiner, Präsident der Österreichischen Kommission für Militärgeschichte, hat sich diesem Phänomen ein ganzes Forscherleben gestellt. Bereits 1994 veröffentlichte er eine voluminöse Arbeit zum Thema („Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg“). Nun hat er dieses Standardwerk nochmals bearbeitet und ergänzt vorgelegt. Auf über tausend Seiten präsentiert Rauchensteiner das Ende einer Dynastie und ihres Staates, wobei der Militärhistoriker als Erzählstrang naturgemäß die Kulisse des Krieges seit 1914 wählt, nicht ohne aber tiefe Einblicke in die administrative und gesellschaftliche Konfiguration des geschmähten „Völkergefängnisses“ zu bieten. Für das Verständnis des Ersten Weltkriegs in dieser Region Europas, die letztlich bis ins späte 20. Jahrhundert ein Unruheherd bleiben sollte, ist dieses Werk maßgeblich. (bä)

Manfried Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie. Böhlau Verlag, Wien 2013, gebunden, 1.222 Seiten, Abbildungen, 45 Euro

 

Verfall einer Nation. Um Spanien ist es nicht gut bestellt. Wirtschaftlich liegt das Land darnieder, und auch mit Blick auf die innere Einheit des Landes – wenn es diese denn je gab – sieht es finster aus. Anfang September demonstrierten Hunderttausende mit einer Menschenkette für eine Abspaltung Kataloniens von Spanien. Angesichts dieser Zuspitzung separatistischer Tendenzen hätte es daher keinen besseren Zeitpunkt für eine Neuauflage der Schrift „Aufbau und Zerfall einer Nation“ von José Ortega y Gasset geben können. In dem erstmals 1922 erschienenen Werk untersucht der Philosoph die Gründe für die Sezessionsbestrebungen und findet sie tief in der Geschichte des Landes verwurzelt, die Gasset als eine Geschichte des Niedergangs begreift. Für das Land sind das keine guten Aussichten. (ms)

José Ortega y Gasset: Aufbau und Zerfall einer Nation. Karolinger Verlag, Wien 2013, broschiert, 141 Seiten, 19,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen