© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/13 / 11. Oktober 2013

Umwelt
Wider die heiße Luft
Ronald Gläser

Die neue Berichtssaison zum Klimawandel hat begonnen. Der Weltklimarat (IPCC) hat mit der Zusammenfassung seines neuen, inzwischen fünften Sachstandsberichts den Auftakt gemacht. Auf dessen Grundlage wurden wieder einmal aufrüttelnde Szenarien diskutiert: Polkappen und Gletscher schmelzen, Meeresspiegel steigen – alles aufgrund der menschengemachten CO2-Emissionen. Da sind sich die Klimaforscher jetzt noch sicherer als bisher. Nun hat sich die Erdtemperatur seit 1998 nicht wesentlich erhöht. Viele Forscher vermuten, daß die Meere die zusätzliche Hitze speichern. Ein Experte will errechnet haben, daß die Welt 90 Grad wärmer wäre, wenn die Meere nicht ständig die Wärme aufnähmen. Genausogut ließe sich argumentieren: Wenn die Hitze im Ofen einer Pizzeria zwanzig Jahre lang nicht zum Backen genutzt worden wäre, dann könnte heute das Restaurant damit eingeäschert werden.

In den folgenden Tagen konterten die Klimaskeptiker mit ihrem alternativen Klimabericht, der unter anderem in Berlin vorgestellt wurde. Fred Singer, einer ihrer Wortführer, wiegelte ab: Klimawandel sei normal. Es drohe eine Abkühlung. Sein Kollege Bob Carter charakterisierte den Weltklimabericht als „Hokuspokus“. Dann legte wieder der IPCC nach und brachte den ersten von drei Hauptberichten heraus. Das 2.200-Seiten-Papier stützt die Argumentation der Klimaforscher, liefert aber auch den Skeptikern neue Munition. Zum Beispiel weil die ausbleibende Erwärmung thematisiert wird, deren Erwähnung übrigens ausgerechnet die Deutschen verhindern wollten. Aber auch die chaotische Präsentation wirft Fragen auf: Mal ist die im Internet veröffentlichte Datei als „vorläufig“ gekennzeichnet, mal als „vertraulich, nicht zitierfähig“. Der Leser gewinnt den Eindruck, viele Forscher verdürben den Klimabericht. Im Frühjahr 2014 geht es mit den zwei ausstehenden Berichten des Weltklimarates weiter.

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