© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Streit über die Zahl der Stasi-IM: Vorwurf der Verharmlosung
Die Zuträger waren überall
(wk)

Zur Diskussion um das Buch „Stasi konkret“ des Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk bemerkt Christian Booß von der Stasi-Unterlagenbehörde in der Zeitschrift Horch und Guck (1/2013), Kowalczuk strebe offenkundig eine neuartige Form der „Verharmlosung der Überwachung und Repression“ an, indem er die gewagte Behauptung in die Welt setze, daß das MfS gar keine 189.000, sondern nur 109.000 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) gehabt habe: Statt willkürlich „ganze Gruppen von Stasi-Helfern, vor allem IMK (Inoffizielle Mitarbeiter für konspirative Wohnungen) und GMS (Gesellschaftliche Mitarbeiter Sicherheit) sowie angebliche Doppelzählungen aus der Statistik herauszurechnen“, solle sich Kowalczuk aber lieber einmal „konsequenterweise umgekehrt“ fragen, „ob nicht auch andere zur Gruppe der informellen Informanten des MfS hinzugerechnet werden sollten, die gar nicht in den klassischen Stasi-Kategorien erfaßt sind?“ Damit meint Booß all jene „Polizisten, Verwaltungsmitarbeiter, Feuerwehrleute, Polizeihelfer, Hausgemeinschaftsleitungsmitglieder, Hausbuchführer, ganz normale Nachbarn, Leitungspersonal in Betrieben und staatlichen Einrichtungen, Nomenklaturkader usw.“, für die es selbstverständlich war, der Stasi, die nach immer neuem Spitzelwissen gierte, Informationen über andere DDR-Bürger zu geben.

www.horch-und-guck.info

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