© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/13 / 04. Oktober 2013

Die Bürger müssen draußen bleiben
Kriminalität: Wie der Görlitzer Park im Berliner Stadtteil Kreuzberg zum wichtigsten Drogenumschlagplatz der Hauptstadt wurde
Ronald Gläser

Morgens früh rund um den Görlitzer Park: Die Berliner machen sich auf den Weg zur Arbeit, strömen zu den U-Bahnhöfen Schlesisches Tor oder Kottbusser Tor. Die Linie U1 die sich in diesem Teil Kreuzbergs als Hochbahn durch den Bezirk schlängelt, wird aufgrund der vielen Türken und Araber auch als Orientexpreß bezeichnet.

Die Bahn ist nicht das einzige, was anders ist in diesem Berliner Stadtteil. Auch die Händler im Görlitzer Park wirken deplaziert. Sie sehen aus, als kämen sie aus einem Clint-Eastwood-Film der siebziger Jahre. Wer mit dem Wagen anhält und die Fensterscheibe herunterkurbelt, muß keine drei Sekunden darauf warten, bis einer der Männer angeschlurft kommt und fragt: „Wollen kaufen Haschisch?“

Es sind Drogendealer aus Schwarzafrika. Sie haben diesen Park in Beschlag genommen und in einen Umschlagplatz verwandelt. Polizei und Senat geben sich machtlos. Zwar gab es in den vergangenen Wochen mehrere Razzien, zu denen Lokalreporter eingeladen wurden. Aber danach wurden die Händler, meist Asylanten, wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Dealer arbeiten rund um die Uhr. Wenn am Vormittag die Touristen in den Straßenlokalen ihren ersten Latte macchiatto bestellen und die türkischen Gemüsehändler ihre Läden aufmachen, sitzen am Haupteingang des Parks, auf dessen Gelände sich einst der Görlitzer Bahnhof befand, bereits drei Schwarze mit einem dudelnden Radio und warten auf Kundschaft. Ob sie da noch oder schon sitzen, ist ungewiß. Der Park ist auch nachts offen. Im Laufe des Tages werden es immer mehr Dealer, die ihren Stoff an den Mann bringen. Bis zu hundert warten dann auf Kunden. Zu diesen gehören unter anderm Schüler der Berufsschule in der Wrangelstraße. Ein Lehrer dieser Schule berichtet, er habe Schüler nach dem Unterricht mit einem Joint angetroffen und auch schon bekiffte Schüler aus dem Unterricht nach Hause geschickt. Hauptzielgruppe der Drogenhändler sind aber ausländische Touristen, von denen es in Kreuzberg nur so wimmelt.

Einschlägign Netzseiten wie webehigh.com geben Tips. Dort schreibt ein Nutzer namens McMuffin: „Leute, geht zum Görlitzer Park. Die Dealer kommen direkt auf euch zu, wenn ihr nicht gerade wie ein Familientyp ausseht.“ Und Julian hat beobachtet, daß Polizeirazzien nichts bringen: „Nach fünf Minuten geht das Geschäft normal weiter. Es ist wirklich sicher, dort Drogen zu kaufen.“ Traditionelle Reiseführer warnen dagegen inzwischen vor einem Besuch des Parks. So heißt es in einem Berlin-Buch aus dem Michael-Müller-Verlag: „Achtung: Nachts gilt der Park als No-go-Area.“ Selbst die grüne Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann meidet nachts den „Görli“.

Katrin Jacob setzt auch tagsüber keinen Fuß in den Park. Die Wirtin wurde im Juli von mehreren Dealern angegriffen, als die 33jährige mit ihrer sieben Monate alten Tochter unterwegs war. „Ich war nachmittags mit Charlotte im Kinderwagen spazieren. Die Dealer saßen wie immer am Rand auf den Steinen“, sagte Jacob zur B.Z. Plötzlich seien sie aufgesprungen, hätten sie umringt, beschimpft und gestoßen. Der Grund: Jacob betreibt das Restaurant Edelweiss im Görlitzer Park. „Die Dealer wissen, daß wir vom Edelweiss ein Problem mit ihnen haben.“ Jacob traut sich jetzt nur noch in Begleitung in den Park. Sie ist nicht die einzige. Viele Anwohner meiden den Park. Vor allem Familien mit kleinen Kindern. Kurt Wansner, Kreuzbergs rustikaler CDU-Politiker, schimpft deswegen: „Den Bürgern, die sich diesen Park vor 30 Jahren erkämpft haben, ist er gestohlen worden.“

Er beklagt zudem die „brutale Diktatur von Linksradikalen“, die die Bürger dort in „Geiselhaft“ genommen hätten. Eine Anspielung auf Brandanschläge von Linksextremisten auf Autos von Anwohnern, nachdem sich einige öffentlich über die Dealer beschwert hatten. Der Görlitzer Park, der sich wie ein Handtuch durch das belebte Wohnviertel zieht, war früher ein Grundstück der städtischen Verkehrsbetriebe. Dann setzten die Kreuzberger durch, daß das Grundstück in einen Park umgewandelt wird. Er war zwar nie ein Prunkstück, aber nun ist der Park richtig abgerutscht.

Es fing damit an, daß die Polizei gegen die Dealer am nahe gelegenen Bahnhof Kottbusser Tor vorging. Es kam zur Verlagerung der Szene in den Park. Nach Polizeiangaben hat sich die Zahl der Dealer dort seit 2006 verzehnfacht. Auch die Asylbewerberzahlen sind daran schuld. Das Bezirksamt reagiert auf seine Weise. Linke Bezirkspolitiker, allen voran die Bezirksbürgermeisterin, träumen von einem Coffeeshop, in dem Drogen legal verkauft werden können. So soll dem illegalen Handel das Wasser abgegraben werden. Im zuständigen Bezirksparlament wird darüber verhandelt, ob eine entsprechende Ausnahmeregelung beantragt werden kann. Experten halten diese Idee angesichts der Rechtslage für aussichtslos.

Wenn es nach der Union ginge, würde der Park besser umzäunt und nachts abgeschlossen. Das jedenfalls fordert der Kommunalpolitiker Timur Husein. Sein Parteifreund Wansner ist skeptisch, daß die Verantwortlichen das Problem überhaupt in den Griff bekomen wollen. „Das unfähige Bezirksamt mit linksradikalen Tendenzen will alle Probleme der Welt hier ansiedeln und ist nicht bereit, die Probleme zu lösen“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. „Die Anwohner sind die Opfer dieser Politik.“

Foto: Afrikanische Drogenhändler im Görlitzer Park: Linksextremisten zünden Autos von Anwohnern an

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