© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/13 / 27. September 2013

Tigris-Stauseepläne der Türkei: Syrien und Irak wird das Wasser abgegraben
Projekt im wilden Kurdistan
(wk)

Die Türkei hat die Absicht, nach dem Euphrat nun auch noch den Oberlauf des Tigris anzustauen. Als Folge hiervon käme es unter anderem zum Verlust unschätzbarer Kulturgüter. Immerhin befinden sich auf den zur Überflutung vorgesehenen 312 Quadratkilometern 215 historische Stätten, darunter die einmalige, im 4. Jahrhundert gegründete Felsenstadt Hasankeyf, welche noch kaum archäologisch erforscht ist, aber schon 2016 bis zur Spitze des Minaretts verschwunden sein soll (Pogrom, 1/2013). Ebenso würde die Lebensgrundlage vieler Bewohner im Gebiet des geplanten Ilisu-Staudamms zerstört werden. Wegziehen müßten dabei vor allem Kurden und Assyro-Aramäer – insgesamt etwa 85.000 Menschen in 200 Ortschaften. Dazu kommt die Diskriminierung von staatlicher Seite: die nichttürkischen Betroffenen, denen pauschal Sympathie für die Arbeiterpartei Kurdistans unterstellt wird, erhalten nur 80 Prozent der Entschädigungszahlungen, die ihnen eigentlich laut Gesetz zustehen. Außerdem ignoriert die Türkei das Abkommen mit den Nachbarstaaten Syrien und Irak, nach dem sie verpflichtet ist, das Wasser mit diesen zu teilen: Ankara hat einfach erklärt, daß es sich beim Tigris nicht um ein internationales Gewässer handele, da der Fluß in der Türkei entspringe, weshalb er von der Vereinbarung ausgenommen sei. (wk)

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