© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/13 / 27. September 2013

Konservative Euro-Kritik: Kein Widerspruch von ganz links
Verharren in Systemimmanenz
(wm)

Die neomarxistische Sozialwissenschaftlerin Wilma Ruth Albrecht überrascht in ihrem Rezensionsessay (Sozialwissenschaftliche Literatur-Rundschau, 66/2013) mit ihrem Urteil der Streitschrift „Gebt uns unsere D-Mark zurück!“, die Bruno Bandulet, Wilhelm Hankel, Bernd-Thomas Ramb, Karl Albrecht Schachtschneider und Udo Ulfkotte 2012 vorlegten (JF 28/12). Sie warnt davor, sich mit derart konservativen Analysen – in ihrem Lager gern als „rechtspopulistisch“ diffamiert – „nicht ernsthaft inhaltlich auseinanderzusetzen“. Denn auch aus linker Sicht könne man zentralen Thesen, wie denen zur schwachen demokratischen Verankerung des Integrationsprozesses oder zur Inhomogenität der Volkswirtschaften im Euro-Raum, die die aktuelle Krise provozierte, „mit rationalen Argumenten nicht widersprechen“. Für falsch hält Albrecht jedoch die Ansicht, die Währungsunion sei ein politisches Projekt, und der Staat, wie EU-Kritiker von Hankel bis zu Sahra Wagenknecht hoffen, müsse nur den Primat der Politik restituieren, um das Desaster zu beheben. Dies verkenne, daß der Staat als Verwaltungsagentur „ökonomisch-strategischen Interessen“ der „Finanzaristokratie“ (Karl Marx) diene, die seit neunzig Jahren auf ein „grenzenloses“ Europa zusteuere. Wer das verkenne und keine „postkapitalistischen Perspektiven“ aufzeige, verharre in ohnmächtiger „Systemimmanenz“. (wm)

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