© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/13 / 27. September 2013

Zeitschriftenkritik: RWM-Depesche
Das Bollwerk war unterversorgt
Werner Olles

Der letzte nordafrikanische Vorposten, der Italien vor einer westalliierten Landung schützte, geriet in der Nacht zum 8. November 1942 in Bedrängnis. Eine Flotte von 300 Kriegsschiffen sowie 370 Frachtern und Truppentransportern setzte bei Casablanca, Oran und Algier 65.000 amerikanische und britische Soldaten an Land. Der Widerstand der ihnen gegenüberstehenden französischen Vichy-Truppen erlahmte schnell, nach einem Waffenstillstand schlossen diese sich in der Folge gar den Alliierten an.

Nachdem sich Rommels Offensive bei El Alamein am 30. Juni 1942 festgefahren hatte, war es nun die Absicht der Alliierten, die deutsch-italienische Panzerarmee nach Tunesien zurückzudrängen und dort in die Zange zu nehmen. Rommel war sich bewußt, daß eine neue Offensive gegen die Übermacht der Briten und Amerikaner angesichts der eigenen Nachschubprobleme unmöglich war. Doch für den Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Adolf Hitler, und den italienischen Ministerpräsidenten Mussolini war die ständige Bedrohung des Nachschubs kein Hinderungsgrund für ein langfristiges Ausharren in Nordafrika, das beide als Bollwerk gegen den Vormarsch der alliierten Truppen ansahen.

Der Kampf in Nordafrika bildet das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 12) der vierteljährlich erscheinenden RWM-Depesche (Untertitel: Recherchen zu Waffentechnik & Militärgeschichte). Man erfährt, warum nach Rommels Rückzug aus Libyen der viel zu große Brückenkopf Tunis von dessen Panzerarmee nicht gehalten werden konnte. Zur ungenügenden Ausstattung mit schweren Waffen und Panzern kam die unzureichende Versorgung der deutsch-italienischen Truppenverbände. Die geringen Nachschubmengen, die der Vernichtung durch die alliierten See- und Luftstreitkräfte entgingen, waren nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Am Ende wurde der fünfmonatige Kampf um Tunesien auf See und in der Luft entschieden, da allein die deutschen Kräfte im Brückenkopf jeden Monat mindestens 60.000 Tonnen an Nachschub benötigten. Dieser Wert wurde jedoch in keinem einzigen Monat erreicht.

Rommels Widersacher in Nordafrika war nicht nur der Brite Montgomery, sondern auch der US-General Patton. Dessen Traum von einem Wüstenduell mit Rommel ging zwar nicht in Erfüllung, aber er stand im Ruf eines zupackenden Führers, der sich trotz seiner Ruppigkeit in der Truppe großer Beliebtheit erfreute. Inmitten einer neuen Kaste kalter Militärtechnokraten blieb er der unerschütterliche Romantiker, den militärisches Zeremoniell und die Anhänglichkeit seiner Männer oft zu Tränen rührten. Nachdem er öffentlich eingeräumt hatte, als Militärbefehlshaber in Bayern auch mit NS-Funktionsträgern zusammenzuarbeiten, erfolgte seine Ablösung als Oberbefehlshaber der 3. Armee im Oktober 1945. Wenige Wochen später verstarb Patton, gerade einmal 60 Jahre alt, an den Folgen eines Autounfalls in einem Heidelberger Militärlazarett.

Kontakt: RWM-Bureau, Postfach 1453, 65334 Eltville. Das Einzelheft kostet 9,90 Euro, das Jahresabo 40,40 Euro.

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