© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Haltungsnote
„Zu wenige wagen Kritik am Islam“
Christian Rudolf

Der schwedische Pop-Opa Björn Ulvaeus, in den Siebzigern eines der beiden B in ABBA, hat sich in einem Interview mit dem Wall Street Journal auf seine Weise in den Syrienkonflikt eingemischt. Nicht, daß der Musiker die verfahrene Situation durch ein ABBA-Revivalkonzert in Damaskus aufzulockern gedachte. Mamma Mia, das wär’s gewesen. Nein, nein, niemals mehr wolle er mit den Weggefährten von damals gemeinsam auf der Bühne stehen – Ulvaeus hatte vor Jahren schon abgewinkt.

Der zeitweilige Ehemann der blonden ABBA-Dancing Queen Agnetha Fältskog gab zu Protokoll, daß „weniger Religion in der Welt besser wäre“. Man möge nur auf all das Leid im Mittleren Osten schauen. „Alle diese Länder haben den Islam gemeinsam, und viel zu wenige wagen es, den Islam als Ideologie zu kritisieren, und was er in diesen Ländern anrichtet.“

Schwang da der Wunsch mit, es möchten doch nur alle Menschen die Gute-Laune-Songs seiner Ohrwurm-Erfolgsband beherzigen? In denen es, ganz dem Diesseits zugewandt, nur Jugend, Schönheit, Liebeslust und Herzeleid gibt? Die er sämtlich selber dichtete?

Aber die Menschen wollen halt nicht, trotz 370 Millionen verkaufter ABBA-Platten. „Ich weiß, ich kann dafür ins Gesicht geschlagen werden, daß ich solche Dinge sage“, räumte der 68jährige im Interview ahnungsvoll ein. Aber The winner takes it all. Björn Ulvaeus bekennt sich seit langem dazu, sich zu nichts zu bekennen. Über seinem Sternenzelt wohnt kein lieber Vater. Damit das so bleibt, engagiert er sich im schwedischen Humanistenverband Humanisterna.

Unlängst beklagte er: „Seit der Aufklärung haben wir daran gearbeitet, die Kirche aus dem öffentlichen und politischen Leben herauszuhalten. Und jetzt kommt alles wieder.“ Ein Treppenwitz, daß der Bandname ABBA das biblische Wort für Papa ist.

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