© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Homöopathie / Wirksame Therapieform
Breite Akzeptanz, Kosteneffizienz und Sicherheit
Sven Sommer

Eines gleich voraus: Als Autor von mehr als einem Dutzend Sachbücher und Ratgeber über „Homöopathie, unter anderem Homöopathie – warum und wie sie wirkt“, stehe ich diesem Thema natürlich voreingenommen gegenüber. Daher bitte ich, meine Worte kritisch zu hinterfragen, sie zu überprüfen. Die Homöopathie ist eine hochwirksame Therapieform; das ist meine Überzeugung. Sie basiert auf zwei Jahrzehnten praktischer Erfahrung mit meinen Patienten – 20 Jahre, in denen die Homöopathie sicherlich nicht immer, doch oft geholfen hat.

Allerdings sind das alles Einzelerfahrungen. Statistisch und im Großen gesehen taugen sie nichts. Aber sie prägen einen natürlich. Sowohl mich als auch meine Patienten, denen die Homöopathie bei so banalen Beschwerden wie chronischem Schnupfen aber auch hochdramatischen Geschehen wie Darmkrebs geholfen hat.

Jedoch steht die Homöopathie seit ihren Anfängen in der Kritik. Der Grund: Sie behandelt – nicht immer, doch häufig – mit Medikamenten, deren Ausgangssubstanzen so hoch verdünnt wurden, daß darin nichts mehr wirken kann, so die Gegner der Homöopathie. Das ist der Hauptkritikpunkt seit 250 Jahren. Die Debatte ist nicht neu. Genausowenig wie die Popularität der Homöopathie. Seit ihren Anfängen polarisiert sie überzeugte Anwender und ablehnende Skeptiker.

„Was haben Charles Darwin, David Beckham, Tina Turner, elf amerikanische Präsidenten und sieben Päpste gemeinsam?“ fragt Dana Ullman in seinem Buch „The Homeopathic Revolution – Why Famous People and Cultural Heroes Choose Homeopathy“ und gibt darauf gleich die Antwort: Sie alle waren Anwender, Befürworter oder überzeugte Anhänger der Homöopathie! Ähnliches gilt für Goethe, Dickens, Twain, Shaw, van Gogh, Gauguin, Renoir, Beethoven, Schumann, Chopin – um nur einige weitere Berühmtheiten zu nennen.

Alte Kamellen und ein Haufen Exzentriker, könnte man sagen, kaum repräsentativ für die moderne Gesellschaft. Gäbe es da nicht diese Allensbach-Studie aus dem Jahr 2009, der zufolge in deutschen Landen inzwischen jeder vierte ein begeisterter Anhänger der Homöopathie ist. Und nur zwei Prozent der Anwender seien von den Globuli enttäuscht worden. Die Homöopathie reitet somit seit Jahrzehnten, Jahrhunderten gar, auf einer breiten Welle der Akzeptanz.

Doch wie schaut es aus mit der wissenschaftlichen Belegbarkeit, sprich mit modernen Studien? Zeigt sich da eine Wirksamkeit, die diese populäre Meinung unterstützt? Die Antwort fällt eindeutig aus: Meines Wissens kommen eigentlich alle modernen Outcome/Anwender-Studien zur Homöopathie zu einem klaren, unanfechtbaren Ergebnis: Die Homöopathie als Gesamtkonzept, also homöopathisches Gespräch und Beratung samt homöopathischer Medikation, ist hoch effektiv, ja teilweise sogar besser als die in mancher der Studien zum Vergleich hinzugezogene Schulmedizin. An der Wirksamkeit der Homöopathie ist nicht mehr zu rütteln, sie gilt als erwiesen.

Warum es dennoch eine wissenschaftliche Kontroverse zur Homöopathie gibt, liegt an der Studienlage zur Effektivität ihrer Mittel. Denn bei den Doppelblindstudien ist die Situation bisher nicht eindeutig. Eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel ist somit nicht hundertprozentig nachgewiesen. Es kann also immer noch sein, daß die Homöopathie nur „Superplacebos“ einsetzt, wie das der eingefleischte Homöopathie-Gegner Edzard Ernst, Medizinprofessor an der University of Exeter, behauptet hat.

Die dazu allerdings gern herangezogene Metaanalyse von Aijing Shang und Matthias Egger von 2005, die so ganz unwissenschaftlich das Ende der Homöopathie beschwor und ihr den Garaus machen sollte, muß nach heutiger Erkenntnis als fragwürdig eingestuft werden. Realistisch gesehen ist die Wirksamkeit homöopathischer Mittel somit bis dato nicht belegt, die Wirksamkeit der Homöopathie als Therapieform dagegen schon. Das sind Fakten.

Zwei weitere relevante Punkte: die Kosteneffizienz der Homöopathie und ihr klinisches Gefahrenpotential. Hier gibt ein Schweizer Experiment Auskunft. Von 1999 bis 2004 übernahm das dortige Gesundheitswesen im Programm Evaluation Komplementärmedizin (PEK) die Kosten für die homöopathische Behandlung. Nach diesen fünf Jahren wurden die Ergebnisse ausgewertet. Die Schweizer waren naturgemäß äußerst besorgt, daß sie das Experiment teuer zu stehen kommen würde. Doch das Gegenteil war der Fall! Die befürchtete Kostenzunahme trat nicht ein, und das klinische Schädigungspotential der Homöopathie sei bei verantwortungsvollem Umgang zu vernachlässigen, so deren Expertenrat.

Breite Akzeptanz, hohe Wirksamkeit, Kosteneffizienz und Sicherheit: das sind wichtige Parameter für ein modernes Gesundheitswesen. Kein Wunder also, wenn viele Private Krankenkassen inzwischen die Kosten der homöopathischen Behandlung übernehmen. Auch wenn der endgültige Beweis noch aussteht, es zahlt sich ganz einfach aus für sie. Die Gesetzlichen Kassen sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

Sven Sommer war zwei Jahrzehnte als Heilpraktiker tätig. Er absolvierte Ausbildungen in den verschiedensten Therapien und spezialisierte sich auf die Homöopathie. Seit 2001veröffentlichte er zahlreiche Bücher zum Thema. 2012 erschien „Globuli statt Pillen“, in diesem Jahr „Die magische 11 der Homöopathie für Kinder“ (beide im Gräfe und Unzer Verlag).

www.svensommer.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen