© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Blick in die Medien
Fishermen’s Friends: Pastillen-Partisanen
Ronald Gläser

Werbung nervt. Werbung ist überall: in den Medien, in unserem Briefkasten, im öffentlichen Raum. Werbung ist laaangweilig. Aber das ist meist nicht die Schuld der Werber, sondern der werbetreibenden Unternehmen, die sich nicht trauen, wirklich kreative Kampagnen umzusetzen, weil sie glauben, diese könnten „zu frech“ sein. Dabei wären die Verbraucher froh, mal mit origineller Werbung überrascht zu werden.

Manche Agenturen haben sich darum auf „Guerilla-Marketing“ spezialisiert. Abseits üblicher Werbemittel starten sie ungewöhnliche Aktionen, die für Verwirrung und Aufmerksamkeit sorgen. So putzte die Werbeagentur Grey in Düsseldorf einzelne Balken von Zebrastreifen, die durch den Verkehr stark ergraut waren, blitzsauber weiß und verzierte sie mit dem Konterfei von „Meister Proper“.

Meist verursacht Guerilla-Werbung ein Schmunzeln, manchmal aber auch Ärger. Verschiedene Unternehmen hinterließen ihren Namen an stark verschmutzten Lärmschutzwänden mit dem Hochdruckreiniger sozusagen als Negativ-Graffiti. Mehrere Kommunen untersagten diese Werbeform, auch wenn die Art der Beschriftung keine Farbe hinterläßt.

Mißmut aus der Politik erntete auch die jüngste Kampagne der scharfen Lutschpastillen Fisherman’s Friend. Die Werbeagentur Scholz & Friends persiflierte auf Wahlkampf-Straßenplakaten die leeren Sprüche der Parteien, etwa mit dem Slogan „Lutschen muß sich wieder lohnen!“ Die abgebildete Bonbonpackung verspricht „Mehr Inhalt als die meisten Parteiprogramme!“

Der Werbeleiter von Fisherman’s Friend sagt: „Mit der frechen Plakat-Aktion bringen wir all denen etwas Abwechslung, die keine leeren Wahlversprechungen mehr hören können.“ In manchen Städten ließen die Ordnungsbehörden die falschen Wahlplakate unverzüglich entfernen. Wir sagen trotzdem: Danke für die Erfrischung!

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