© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/13 / 20. September 2013

Katalanen bilden Menschenkette für Unabhängigkeit
Sie sind das Volk
Martin Schmidt

Es war die zweitlängste Menschenkette aller Zeiten, die die katalanische Nationalbewegung am 11. September auf die Beine stellte. Eine nur für den schnellen Volksentscheid über die Unabhängigkeit gegründete Bürgerinitiative hatte diese Demo von rund einem Siebtel der Regionalbevölkerung organisiert. Die bewußte Analogie des „Katalanischen Weges“ zum antisowjetischen Massenprotest der kleinen baltischen Völker im August 1989 zeigt, wieviel Wut sich hier angestaut hat.

Daß auf Massenkundgebungen der Katalanen immer wieder auch Tiroler Fahnen zu sehen sind, getragen von Vertretern der Südtiroler Los-von-Rom-Parteien, ist symptomatisch. Längst gibt es eine Vernetzung der Nationalbewegungen von Katalanen, Basken, Schotten, Flamen. Denn sie alle wissen: man muß sich im antizentralistischen Entscheidungsjahr 2014, wenn am 18. September das Referendum in Schottland ansteht, miteinander abstimmen.

Angesichts des Drucks der Straße ist es schwer vorstellbar, daß sich Regionalpräsident Artur Mas mit Madrid auf einen weiteren Ausbau der Autonomierechte innerhalb des spanischen Staates verständigt oder auch nur eine Verschiebung der Volksabstimmung etwa ins Jahr 2016 vereinbart. Wahrscheinlicher ist, daß er sie bereits vor dem schottischen Referendum abhält, um so einen Dominoeffekt zu erzielen.

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