© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/13 / 13. September 2013

Aufgeschnappt
Wahlheimatlose Oberschlesier
Matthias Bäkermann

Zur Bundestagwahl 2013 dürfen erstmals auch Angehörige der deutschen Minderheit in Oberschlesien ihr Kreuzchen machen. Zweihundert Deutsche aus dem Oderstädtchen Cosel (Kandrzin) wollten sich dafür ins Wahlverzeichnis im emsländischen Papenburg eintragen lassen. Ihre Anträge begründeten die Coseler damit, daß ihr Chor „Heimatklang“ freundschaftliche Kontakte zum Chor „Eintracht“ habe. Der Oberschlesier Klaus Tkocz, einer der Antragsteller, sieht die für das Wahlrecht von den Auslandsdeutschen geforderte „Anteilnahme am politischen Leben in der Bundesrepublik“ schon in den „intensiven persönlichen Kontakten“ zu den emsländischen Sangesbrüdern begründet.

Doch Papenburg legt die Latte ein wenig höher und verweigert den Schlesiern eine Wahlheimat. Der Steuerungsdienst der Stadtverwaltung verweist darauf, daß keiner der 200 Oberschlesier in Papenburg gemeldet sei. Zudem sehe man eine durch fünf Treffen begründete „persönliche oder unmittelbare Vertrautheit mit den politischen Verhältnissen nach § 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Bundeswahlgesetz nicht gegeben“, gibt man sich sehr formalistisch. Klaus Plaszcek, Bundesvorsitzender der Oberschlesier, hat sich nun beim CDU-Bürgermeister Jan Peter Bechtluft über diese „Abkanzelung“ beschwert. Er beruft sich auf Städte wie das westfälische Herford, die ähnliche Anträge akzeptiert haben.

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