© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/13 / 13. September 2013

Zeitschriftenkritik: Vatican Magazin
Von Rom aus den Schatz heben
Werner Olles

Jahrhundertelang inspirierte der christliche Glaube die Genies der Architektur und bildenden Künste. Vor allem in Rom, der Wiege des Christentums, erzählt alles davon: Kunstwerke, Bauten, Kirchen und natürlich Menschen. Zum Greifen nahe, in Sichtweite der Kolonnaden des Petersplatzes hat die Redaktion des Vatican-Magazins ihren Sitz und beschreibt von hier aus, was in der Weltkirche wichtig ist, in der römischen Kurie vor sich geht und den Papst bewegt.

Paul Badde, einer der Herausgeber der zehnmal jährlich (inklusive zwei Doppelnummern) erscheinenden Zeitschrift, beantwortet die Frage, was die Leser erwarten dürfen, mit den Worten: „Daß wir die unerzählten Geschichten und Wunder der katholischen Kirche – von Rom her – wieder neu erzählen und verbreiten, daß wir den liegengelassenen Schatz der Kirche wieder heben und verteilen, daß wir mit den schönsten Fotos und Bildern die Schönheit der Weltkirche, ihre persönlichen Heiligen und ihre heilige Liturgie zeigen …“

Dies ist nun in der Tat in einer Zeit, in der die „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.) Politik, Kultur und Medien beherrscht, ein anspruchsvolles Programm. Doch die Lektüre der Zeitschrift aus der „Ewigen Stadt“ zieht den Leser schnell in ihren Bann, ob es um aktuelle Themen geht, um Probleme des alltäglichen Glaubens oder das Weltumfassende und Faszinierende des Christentums schlechthin.

Im Editorial der aktuellen Ausgabe (August/September 2013) macht Chefredakteur Guido Horst auf die neue Enzyklika „Lumen fidei“ – „Licht des Glaubens“ aufmerksam, die Benedikt XVI. fast fertiggestellt hatte, und die Papst Franziskus dann nur noch um einige Beiträge erweiterte. Ausgehend von der Heilsbotschaft des Evangeliums stellt sie fest, daß „nur der Glaube, der in der Begegnung mit dem lebendigen Gott keime, den Weg in die Zukunft des Menschen öffne und ein Licht sei, das wieder entdeckt werden müsse“.

Daß auch das Politische nicht zu kurz kommt, zeigen die Beiträge von Stephan Baier, Jürgen Liminski und Martin Lohmann. Während Baiers Beitrag über „Die sonderbaren Geschäfte der Familie Saud“ die Skrupellosigkeit des Westens und vor allem der USA beschreibt, die den wahabitischen Totalitarismus und Terrorismus-Export gegen die ein hohes Maß an Religionsfreiheit zulassende säkulare Diktatur Assads unterstützen, befaßt sich Liminski mit Frankreichs Katholiken und ihrem Kampf um Ehe, Familie, Freiheit und Identität. Der Historiker, Theologe, Publizist und Chefredakteur des katholischen Fernsehens K-TV Martin Lohmann setzt sich mit dem „süßen Gift des Relativismus“, das „tiefer als vermutet“ in die Gesellschaft eingedrungen ist, auseinander. Er sieht „perfide Wahrheitsphobie und Intoleranz“ gegen den Schöpfungsplan Gottes. Dagegen helfe nur die Berufung, „freiheitsliebende Apostel der Wahrheit zu sein“. Die Diktatur des Relativismus sei nichts Christliches, so Lohmann. Denn christlich sein bedeute: „Freiheit frißt Feigheit.“

Kontakt: FE-Medienverlag, Haupt-str. 22, 88353 Kisslegg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, das Jahresabo 50 Euro.

www.vatican-magazin.com

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