© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

Umwelt
Sorgen um die Milch
Christian Baumann

Die existenzbedrohten deutschen Milchbauern können – auch Dank wachsender Nachfrage aus China – etwas aufatmen: Seit Jahresbeginn ist der Milchpreis kontinuierlich gestiegen. Mit 37,8 Cent pro Kilo für konventionelle und 45,1 Cent für Bioware kletterte der Erlös auf ein Fünfjahreshoch. Ungemach droht jedoch durch Medienberichte über Turbokühe, die ihre Milchleistung angeblich nur im gedopten Zustand erbringen. Und in der Tat waren Fütterungsantibiotika zur Ertragssteigerung Rind und Schweinen jahrzehntelang en vogue. Doch schon seit 2006 ist der Einsatz von antibiotischen Zusatzstoffen wie E 757 (Monensin), E 766 (Salinomycin), AVM (Avilamycin) und FV (Flavophospholipol) EU-weit verboten. Sie wurden durch alternative bakterielle Futterzusätze (Probiotika) oder organische Säuren ersetzt. Diese Mittel reduzieren etwa die Durchfallneigung bei Jungtieren.

Um so erstaunlicher ist, daß nun Kexxtone ins Gerede gekommen ist. Das Medikament ist ein seit diesem Jahr zugelassenes Mittel zur Stoffwechselprophylaxe, welches allerdings den Leistungsförderer Monensin als Wirkstoff trägt. Kehren daher nun Antibiotika über die medizinische Hintertür in die Milchproduktion zurück? Eine illegale Anwendung ist nie ganz zu verhindern – aber ein flächendeckender Einsatz ist praktisch ausgeschlossen. Kexxtone wurde durch die EU-Behörden lediglich zur Senkung der Häufigkeit von Ketosen (Acetonämie) bei Milchkühen und Färsen zugelassen. Das Produkt ist verschreibungspflichtig, es darf vom Tierarzt nur nach Indikation eingesetzt werden. Die vier genannten Antibiotika sind seit 2006 nur noch aus veterinärmedizinischen Gründen in Futtermitteln erlaubt. Allerdings hat der Kexxtone-Hersteller Elanco Animal Health mit seiner Wirkstoffwahl keine glückliche Hand bewiesen und zur Verunsicherung beigetragen. Wer sich dennoch Sorgen macht, kann auf Biomilch umsteigen.

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