© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/13 / 06. September 2013

„Dazu sagen wir nichts“
Justiz: Prozeßbeginn im Fall Daniel S. aus Kirchweyhe
Ronald Gläser

Durch den Tod von Daniel S. ist das Städtchen Kirchweyhe bei Bremen schlagartig bekannt geworden. Der 25jährige war in einer Nacht im März von einem einschlägig vorbestraften Intensivtäter getötet worden (JF 13/13). Der Türke Cihan A. hatte den Lackierer, der bei einem Streit schlichten wollte, so brutal getreten, daß dessen Gehirn zerstört wurde. Er starb wenig später im Krankenhaus.

Der Fall hatte für Aufmerksamkeit gesorgt, weil dadurch Schwierigkeiten im Zusammenleben mit Ausländern auch auf dem flachen Land offenkundig wurden. Zum anderen, weil die Empörung überwiegend durch das Netz getragen wurde. Mit Ausnahme von Bild ignorierten die meinungsbildenden Medien den Fall. Oder sie unterschlugen die Herkuft der Täter. Die Internetplattform PI-news hatte in diesem Zusammenhang die Nachricht des stellvertretenden ARD-aktuell-Chefs veröffentlicht, der gemutmaßt hatte, eine Berichterstattung über die Tat würde möglicherweise Rechtsextremisten in die Hände spielen. Bürgermeister und Pastor in Kirchweyhe überboten sich nach der Tat darin, von der ethnischen Zugehörigkeit der Täter abzulenken. Sie nutzten das Ereignis für einen verstärkten „Kampf gegen Rechts“.

Auch die Justiz möchte den Fall noch immer am liebsten aus den Schlagzeilen heraushalten. Die zuständigen Pressesprecher wirken so zugeknöpft wie selten. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft mag auf Nachfrage noch nicht einmal den Namen seines Kollegen preisgeben, der die Anklage führen wird. Auch zur Zahl der Angeklagten, dem genauen Vorwurf und den Vorstrafen des Hauptangeklagten Cihan A. lautet seine Auskunft nur: „Dazu sagen wir nichts.“ Der Prozeßauftakt ist am Dienstag vor dem Landgericht Verden. Er soll bis zum 19. Dezember dauern und findet voraussichtlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.

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