© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/13 / 30. August 2013

Westerwelle warnt vor Antiamerikanismus
Widerspruch ist möglich
Thorsten Hinz

Außenminister Guido Westerwelle hat vor „antiamerikanischen Reflexen“ gewarnt. Er reagierte auf die Forderung von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, die Verhandlungen über ein transatlantisches Freihandelsabkommen bis zur Klärung der NSA-Abhöraffäre zu unterbrechen.

Unter Antiamerikanismus wird eine grundsätzliche, vorurteilsbeladene Ablehnung der USA verstanden, die durch keine Erfahrung korrigierbar ist. Sie wurzelt häufig in einer narzißtischen Kränkung, die von der Übermacht der Amerikaner und der weltweiten Dominanz ihrer Massenkultur ausgelöst wird. Die Neigung der USA, Kritik und Widerspruch von außen unter das Verdikt des Antiamerikanismus und damit der Unzurechnungsfähigkeit zu stellen, ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar. Auffällig viele deutsche Politiker folgen ihnen darin und erheben so das US-Interesse zum unkritisierbaren Gesetz. Die Erklärung liegt in der besonderen Abhängigkeit der Bundesrepublik von den USA. Es ist aber überhaupt nicht antiamerikanisch, sondern legitim, die Frage aufzuwerfen, ob Verhandlungen sinnvoll sind, solange die eine Seite die Positionen und Verhandlungstaktiken der anderen durch Spionage erkundet und unterläuft.

Ein deutscher Außenminister muß das im Blick haben. Oder er ist es nur dem Namen nach.

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