© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/13 / 23. August 2013

Mit Freude für die Familie
Schützenhilfe aus Frankreich: In München demonstrierten junge katholische Aktivisten für das Recht von Kindern auf Mama und Papa
Christian Rudolf

Weil ich Familie liebe und sie für die Kinder da ist“, erklärt die quirlige Catherine, warum sie demonstriert. „Weil die Familie eine essentiell wichtige Rolle für die Gesellschaft spielt.“ Die großgewachsene Camille, die in Lille Jura studiert, ist mit dabei, „weil ich die Kinder verteidigen will und ich keine Erziehung will, die was vermittelt, das gegen die Vernunft ist“.

Absolut ungewöhnlich: An die hundert Franzosen sind auf den Karlsplatz im Münchner Zentrum geströmt, um für die Rechte der traditionellen Familie zu demonstrieren. Sie sind jung, sie sind katholisch, sie tun etwas. Die Pilgergruppe aus Nordfrankreich beendete am vergangenen Sonnabend ihre zweiwöchige Wallfahrt durch Bayern mit einem politischen Anliegen. Sie fühlen sich der Bewegung „La Manif pour tous“ („Demo für alle“) verbunden. Die brachte im Nachbarland Millionen auf die Straße, weil Präsident Hollande mit der Gleichstellung homosexueller Paare im Adoptionsrecht den Bogen überspannt hat.

Die Franzosen – sie sind so entschlossen. Der 23 Jahre alte Étienne gibt ein paar kurze Anweisungen über Mikro, rudert ermutigend mit den Armen. Die jungen Leute entfalten ein Spruchband – „Wir wollen Arbeitsplätze, keine Homo-Ehe!“, was sich auf französisch reimt, – dann geht es los. Tschaka! Wow, was für eine positive Kraft! Was für eine Lebendigkeit! „Un père, une mère, c’est élémentaire!“, skandieren sie. Fröhlich schwenken sie ihre Fahnen. Auf ihnen ist die Silhouette einer vierköpfigen Familie abgebildet – das Zeichen der bürgerlichen Protestbewegung.

Eine Begeisterung geht von den Aktivisten aus, die ansteckt. Vom Getöse einer Gegendemo lassen sie sich nicht die Spur einschüchtern: Energisch und beinahe wütend über das häßliche Trillerpfeifenkonzert, singen sie schließlich die Marseillaise. „Wir geben nicht auf! Niemals!“ schallt es aus hundert Kehlen.

„Wir sind hier, um die Deutschen darauf aufmerksam zu machen, daß dieses Gesetz schlimm für ein Land ist“, begründet Étienne die Aktion. „Wir wollen eine große Bewegung in Deutschland initiieren, um euch aufzuwecken und zu warnen.“ „Wir lieben Deutschland, und wir lieben alle Menschen“, sagt Marie auf deutsch mit süßem französischen Akzent. „Wir verurteilen nicht die Person, sondern es geht uns um die Sache – daß dieses Gesetz zurückgenommen wird.“

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