© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/13 / 23. August 2013

Leserbriefe

Zu: „Das dicke Ende kommt“ von Paul Rosen, JF 34/13

Chance: Schranken für Merkel

Für den interessierten Bürger ist das Vorgeplänkel zur kommenden Bundestagswahl nervig. Es wird der Lauschangriff zum Wahlkampfthema hochstilisiert. Wenn die Opposition an die Macht käme, müßte sie dieses Thema schnell wieder einkassieren, weil das tägliche politische Geschäft sie dazu zwingen würde.

Doch zuvor stellt sich die Frage für die Millionen Nichtwähler, die ihre Resignation in die innere Emigration geführt hat. Ehe wir endgültig von verbissenen Ideologen regiert werden, sollten die Nichtwähler bedenken, daß mit einer starken AfD auch die Alternative für einen Koalitionspartner der stärksten Partei im Lande möglich wäre. Nichtwähler, Resignierte steht auf und packt die Möglichkeit beim Schopf! Diese braucht unsere Kanzlerin für eine erfolgreiche Politik. Ein starker Partner als Regulativ kann sie in gewisse Schranken weisen.

Jürgen Schultz, Soest

 

 

Zu: „Welle der Gewalt gegen AfD-Wahlkämpfer“ von Marcus Schmidt, JF 34/13

Neuer Mißbrauch bei Katholiken

Herr Zollitsch als Sprecher der Katholischen Bischofskonferenz hat sein Amt mißbraucht. Das ist würdelos! Wenn seine Kollegen dem nicht umgehend widersprechen und ihn zum Rücktritt veranlassen, gibt es nur eines: Raus aus der katholischen Kirche! Denn hier werden die Steuergelder mißbraucht.

Victor Zander, Würzburg

 

 

Zu: „Wenigstens atmen dürfen wir noch“ von Klaus Kelle, JF 33/13

Dringender Regelungsbedarf

Im Hinblick auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen nach der Bundestagswahl 2013 haben diese vorsorglich eine besondere Arbeitsgruppe eingerichtet. Deren Aufgabe soll es sein, jene Lebenssachverhalte in unserem Land zu ermitteln, die bisher noch nicht gesetzlich geregelt sind, um dann hier dringenden Handlungsbedarf anzumelden.

Reinhard Brieger, Kellinghusen

 

 

Zu: „‘Der Nationalstaat hat Zukunft’“, im Gespräch mit Thierry Baudet, JF 33/13

Von der Sowjetunion lernen ...

Das Buch von Thierry Baudet ist der richtige Ansatz, um die pervertierte Europapolitik zu hinterfragen. Welchen Wert hat eigentlich Brüssel-Europa? Der gemeinsame Markt ist wohl das einzig Positive, soweit er nicht von Subventionseinflüssen kontaminiert ist. Die politischen Integrationsbemühungen, derzeit im Euroraum zu wahnwitziger Absurdität getrieben, sind es nicht. Sie haben zu einer spulwurmartigen Bürokratie geführt, die sich nur in weitgehend unlegitimierten Strukturen halten kann.

Die europäische Geschichte hat gezeigt, daß Kultur und Zivilisation in kleinteiligen, untereinander konkurrierenden Gebietseinteilungen bestens gediehen. Man stelle sich das Wohlstandspotential vor, würde über das Gesamteinkommen der Länder (ausgenommen der Anteil für Rechtspflege und die äußere Sicherheit) dort verfügt, wo es erzeugt wird: in den Kommunen. Dort würde es unter basisdemokratischer Aufsicht verwaltet und am gründlichsten kontrolliert. Ein schlanker nationaler Überbau wäre für die Identität des gemeinsamen Eigenen noch sinnvoll, nicht aber ideologisch aufgeblasene Gebilde, für deren Schicksal der Zusammenbruch des Sowjetreiches das beste Beispiel ist.

Erich Drosen, Oberschleißheim

 

 

Zu: „Hilflos an der Heimatfront“ von Christian Schreiber, JF 33/13

Neue Verteidigungsaufgaben

Wo leben wir denn? Eine „hilflose“ Bundeswehr läßt sich von linksextremen Chaoten ihr Einsatzmaterial zerstören mit Schaden in mehrstelliger Millionenhöhe. Warum laufen bewaffnete Soldaten in ihren Kasernen und Anlagen nicht Streife? Wozu stehen an den Begrenzungszäunen Schilder mit der Aufschrift „Militärischer Sicherheitsbereich. Vorsicht, Schußwaffengebrauch“? Die Bewachung der Kasernen wäre sinnvoller als die „Verteidigung der Freiheit“ am Hindukusch.

In längst vergangener unseliger Zeit zumindest hätte ein Saboteur auf dem damaligen Kasernengelände nach Nichtbefolgung eines „Halt! Stehenbleiben“-Anrufs weniger Chancen als ein Schneeball in der Hölle gehabt. Und das war und wäre auch jetzt noch richtig so.

Heinrich Weißkopf, Cuxhaven

 

 

Zu: „Man kennt sich, man hilft sich“ von Hinrich Rohbohm, JF 33/13

Abgestumpftes blondes Fallbeil

Die Berichterstattung über die Verbindung von EU-Lobbyisten und der CSU bietet denjenigen eine weitere Erklärung, die sich seit geraumer Zeit verzweifelt fragen, wie aus dem ehemals intellektuell-brillanten, konservativen und EU-skeptischen Politiker Edmund Stoiber – seine Apostrophierung als „blondes Fallbeil“ enthielt auch Respekt vor seinem scharfen Verstand – ein EU-Apologet ersten Ranges werden konnte, dessen Weltbild, eigener und wiederholter Aussage zufolge, sich nunmehr überwiegend aus der Wochenzeitung Die Zeit speist, die gemeinhin diametral zu dem stand und steht, was die CSU unter den Ministerpräsidenten Alfons Goppel, Franz Josef Strauß und – als dessen politischem Ziehsohn – Edmund Stoiber verkörperte.

Stephan Wupper, München

 

 

Zu: „Der Verdacht“ von Thorsten Brückner, JF 33/13

Was muß denn noch passieren?

Was eigentlich muß in Deutschland noch geschehen, bis wir unsere beschämende Ignoranz und Feigheit ablegen?

Klaus Grünert, Bad Schmiedeberg

 

 

Zu: „Pankraz, Juli Zeh und der Eid im Grundgesetz“, JF 33/13

Schicker als das Schicksal

Sicher mit Bedacht hat Frau Zeh die Verpflichtung der Politik, Schaden vom „deutschen Volk“ abzuwenden, auf den „deutschen Bundesbürger“ verlagert. Viel schicker als die Schicksalsgemeinschaft „Volk“ ist das Individuum Bundesbürger, ungebunden, egoistisch und frei von Verpflichtungen und Bindungen.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Allzu schnell kommt das Kalifat wohl nicht“ von Gabriel Burho, JF 33/13

In der falschen Zeitung publiziert

Die Besprechung von Bat Ye‘ors neuem Buch gehört eher in die taz oder die SZ, wenn etwa „genozidale Züge“ eines Krieges vor 3.000 Jahren postuliert werden. Da fehlt nur noch, das erfundene Volk der „Palästinenser“ schon zu dieser Zeit dort zu verorten. Ärgerlich sind weiter die Ausführungen zum Multikulturalismus, dessen Kritik ins Leere liefe. Wie bitte? Der Rezensent möge doch aufmerksam zum Beispiel in der aktuellen JF blättern und sich Gedanken machen über nicht zu leugnende Probleme wie das Abfackeln von Kirchen, die grassierende Paralleljustiz und sich ausbreitende No-go-Areas in Deutschland. Nicht zu vergessen die Vielzahl von Verbrechen, deren Urheber mittlerweile weder verfolgt noch genannt werden dürfen. Von der Politik unserer „Eliten“ in Berlin und Brüssel ganz zu schweigen.

Dr. Hartmut Schilling, Meckenheim

 

Abgegriffene Argumente

Was Gabriel Burho in seiner Besprechung unter wissenschaftlicher Intersubjektivität versteht, bleibt sein Geheimnis. Das abgegriffene Argument, der Islam sei kein „monolithischer Block“, weshalb keine Gefahr einer Islamisierung Europas bestehe, überzeugt nicht. Der gleichzeitige Hinweis auf die Existenz von Aleviten und Ahmadiyya erscheint geradezu naiv.

Prof. Dr. Armin Geus, Marburg

 

 

Zu: „Pankraz, H. Bergson und das Leben als Schöpfer“, JF 32/13

Deutsch-französische Differenz

Als leidenschaftlicher Bergsonleser (im französischen Original) sehe ich sowohl in der Kolumne als auch in dem darauf folgenden Lesereinspruch (JF 33/13) ein typisch deutsches Mißverständnis, das zugleich kennzeichnend für die Unterschiede der französischen und deutschen philosophischen Tradition ist.

Bergson selbst spricht diese Unterschiede an. Vereinfacht gesagt begegnet die intuitive „französische“ Philosophie Bergsons der systematischen „deutschen“ Metaphysik eher mit Skepsis. Die Philosophen täuschten sich, so Bergson, wenn sie die Intelligenz, die sich auf ein praktisches Ziel richte, auf die Domäne der Spekulation übertragen. Das Mißverständnis zeigt sich darin, daß Bergson – anders als irrtümlich angenommen – gerade keine Erklärung des Evolutionsphänomens (etwa im Gegensatz zu Darwin) geben will. Der „élan vital“ ist Bergsons Chiffre für das letztendlich Unbegreifbare (Transzendente) der Evolution, welches seinen Grund in der kontingenten Struktur und Endlichkeit der „natürlichen Intelligenz“ hat. Dementsprechend umfasse die Intelligenz für die einen „die Realität selbst, für die anderen nur ein Phantombild“. Doch so oder so begreife die Intelligenz „eben nur die Gesamtheit des Begreifbaren“. Jeder entscheidet selbst, ob er zu den „einen“ oder zu den „anderen“ gehört – oder zu jenen, die wie Bergson von dem Faktum der Evolution auf das die eigene Intelligenz Überschreitende schließen.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zum Lesereinspruch: „Ohne Elan“ von Sigurd Randzio, JF 33/13

Rein physikalische Reduzierung

Angeblich soll ein einzelnes Buch „beispielhaft“ zeigen, was sich seit dem 19. Jahrhundert „in Philosophie und Naturwissenschaft“ getan hat. Der medizinisch verdienstvolle Buchautor Detlev Ganten scheint aber der typischen Versuchung erfolgreicher Wissenschaftler erlegen zu sein, realen – aber in ihrem Wirkungsradius begrenzten – Mechanismen in unangemessener Verallgemeinerung metaphysisch universelle Macht zu unterstellen, in diesem Fall den Vorteilen bei der Selektion vor dem Hintergrund des Darwinismus.

Doch ein Selektionsvorteil erklärt niemals das Entstehen von Neuem. Eine rein naturalistische Entstehung durch (blinden!) Zufall, die auch der Leserbriefschreiber unterstellt, wird heute zunehmend als äußerst unwahrscheinlich erkannt und ist auch keine naturwissenschaftliche, sondern eine metaphysische These. Henri Bergsons „élan vital“ oder Hans Drieschs Vitalkraft oder Entelechie sind nur solange abzulehnen, wie diese mit Naturgesetzen im Sinne von Wirkursachen in Konkurrenz gesehen werden, statt sie in einer darüberliegenden Ebene zu verorten. Die rein physikalische Reduzierung eines Musikstückes auf Schwingungen und Wellen kann niemals verständlich machen, was eine Melodie ist.

Prof. Dr.-Ing. Lutz Sperling, Magdeburg

 

Vitalismus statt Darwinismus

Der Vitalismus ist durch Darwins Evolutionstheorie nie widerlegt worden. Sie kann zwar die Entstehung der Arten zu einem gewissen Grad erklären, obwohl die zahlreichen „missing links“ bis heute nicht geklärt worden sind. Nicht erklären kann die Evolutionstheorie die Entstehung des Lebens, von welcher der Autor meint, sie sei eine besondere Form der Materie, die sich „zufällig“ aus molekularen Verbindungen ergeben habe. Die Wahrscheinlichkeit, daß auch nur ein einziges funktionierendes Protein (und das ist ja noch lange nicht eine ganze lebende Zelle!) aus blindem Zufall entstanden sei, hat laut Paul Dirac (Physik-Nobelpreisträger und Entdecker der Antimaterie) eine Wahrscheinlichkeit von 1: 10 hoch 100 (eine Zahl mit hundert Nullen), so geäußert auf einer Nobelpreisträgertagung in Lindau in den siebziger Jahren.

Angesichts heutiger Kenntnisse über die Feinstruktur der Proteine beziffert der Münchener Biologe und Evolutionsforscher Professor Scherer diese Wahrscheinlichkeit mit 1: 10 hoch 120. Da das gesamte heute bekannte Universum nur 10 hoch 80 Atome hat, ist also der Wahrscheinlichkeitsraum transastronomisch groß und damit die Wahrscheinlichkeit so gut wie Null! Man kommt also nicht umhin, hier eine übergeordnete Intelligenz anzunehmen, wie man sie auch immer nennen mag.

Dr. med. Peter Rothdach, München

 

 

Zu: „Gefährliche Trägheit“ von Paul Rosen, JF 30-31/13

Vorgaukeln und verschaukeln

Auch nach seinem jüngsten Griechenlandbesuch versucht Finanzminister Schäuble, den Deutschen Ruhe an der Euro-Front vorzugaukeln. Diesmal mit dem Versprechen für einen neuen Hilfsfonds, zu dem Deutschland 100 Millionen Euro beitragen will. Da bleibt nur die Frage, woher dieses Geld kommen soll. Hier fehlt es überall. Mir ist immer wieder rätselhaft, wie die Politik mit dem deutschen Steuergeld so gewissenlos umgehen kann, ohne daß es einen großen Aufschrei in der Bevölkerung gibt. In Frankreich wäre das nicht möglich, da würde die Bevölkerung auf die Straße gehen und protestieren.

Die größte Lüge, die Schäuble erneut öffentlich bekundete, ist die Behauptung, es werde in Griechenland keinen weiteren Schuldenschnitt geben. Doch den gibt es garantiert, selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) hat dies mehrfach angedeutet. Es wird nur versucht, diesen bis nach der Bundestagswahl im September hinauszuzögern. Dann wird Deutschland richtig zahlen dürfen, was Streichungen im Sozialbereich oder Steuererhöhungen nach sich ziehen wird. Wenn Schäuble schließlich behauptet, man könne nicht von einem weiteren Schuldenschnitt für die privaten Gläubiger sprechen, hat er nicht einmal ganz unrecht. Denn vor allem französische Banken werden von diesem Schuldenschnitt garantiert ausgenommen, dieses Versprechen haben die Vertreter der Troika (EZB, IWF, EU-Kommission) und andere politische Spitzenvertreter wie Angela Merkel bereits beim letzten Schuldenschnitt abgegeben. Dieses ist leider eines der wenigen Versprechen, die auch eingehalten werden.

Kim Schumacher, Bad Harzburg

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