© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Götter in der Gegenwart
Kino: „Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen“
Claus-M. Wolfschlag

Gehörte im 19. Jahrhundert das Studium der Antike noch zum klassischen Bildungskanon, so dürften heute nur noch wenigen Jugendlichen die Geschichten von Amor und Psyche, von Sisyphos und dem Stein oder Odysseus und den Sirenen etwas sagen. Die antiken Krieger und Sagengestalten wurden längst von den Superhelden der US-amerikanischen Comic-Industrie verdrängt. Doch warum nicht eine Synthese herstellen, mag sich der Schriftsteller Rick Riordan gedacht haben, als er 2005 seinen ersten „Percy Jackson“-Roman veröffentlichte. Die Reihe spielt unter Jugendlichen der amerikanischen Gegenwart und entführt dennoch in die griechische Götter- und Sagenwelt.

2010 kam es mit „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ von „Harry Potter“-Regisseur Chris Columbus zur ersten Verfilmung. Der New Yorker Teenager erfuhr in dem Auftaktfilm, daß er der Sohn des Meeresgottes Poseidon ist. Und er machte alsbald Bekanntschaft mit dem Minotaurus, der Medusa und der Unterwelt.

Nun flimmert der zweite Teil „Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen“ über die Leinwände, wieder recht frei von der Romanvorlage abweichend. Der junge Perseus alias Percy (Logan Lerman) verbringt eine harte Ausbildungszeit im abgeschiedenen „Camp Half-Blood“, das den jungen Halbgöttern vorbehalten ist. Das Camp wird von einem magischen Schutzschild beschirmt, der Fichte der Thalia, die aber im Absterben ist. Um diese neu zu beleben, macht sich Percy mit einigen Freunden auf, das mit Heilkraft ausgestattete Goldene Vlies herbeizuschaffen. Auf diesem Weg sind viele Gefahren zu bestehen, gegen den Zyklopen Polyphem, das Meeresungeheuer Charybdis und den menschenfressenden Titanen Kronos.

Der Fantasy-Film hat amüsante Einfälle zu bieten, zum Beispiel einen Kentauren als Lehrer oder den unbemerkt eine städtische Postfiliale leitenden Götterboten Hermes. Gleichwohl wird der Althistoriker die Nase rümpfen, handelt es sich doch nur um klassisches Action-Kino ohne viel Hintergrund, dessen Götterspektakel zudem wieder in den USA spielen muß. Dennoch sollte man den positiven Aspekt eines solchen Unterhaltungsfilms nicht unterschätzen, denn immerhin werden auf diese Weise Jugendliche wieder mit der Figurenwelt der antiken Überlieferung konfrontiert. Vielleicht weckt Percy Jackson also auch vereinzelt Interesse an weitergehender Beschäftigung.

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