© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Lieber spazierengehen als sich langweilen
Studie japanischer Wissenschaftler: Hunde gähnen aus Mitgefühl mit ihren Besitzern
Richard Stoltz

Frohe Nachricht für Hundebesitzer. Wissenschaftler der Universität Tokio haben herausgefunden, daß Hunde am häufigsten dann gähnen, wenn auch ihr Herrchen oder Frauchen gähnt. Sie gähnen – so vermuten die Forscher – aus Mitgefühl mit ihren Besitzern. Sie spüren, daß diese müde sind oder sich schier zu Tode langweilen, und wollen eine Art Solidarität mit ihnen demonstrieren.

Daß Hunde wie Menschen gähnen, war schon seit langem bekannt. Bisher glaubte man aber, daß das Gähnen bei ihnen lediglich Nachahmungstrieb sei. Sie sahen, daß jemand in ihrer Umgebung den Mund weit aufriß, hörten langgezogene Gähnlaute – und rissen nun ihrerseits das Maul auf, ohne sich darum zu kümmern, was das bedeutete und ob es überhaupt etwas bedeutete. Mit dieser „rein mechanistischen“ Deutung sei es vorbei, sagen die Tokioter. Hunde seien „Mitgähner“, keine „Eigengähner“.

Hundefreunde jubeln schon, und auch notorische Hundefeinde à la Goethe können sich im Innersten bestätigt fühlen. „Wundern kann es mich nicht, / daß Menschen die Hunde so lieben“, dichtete der Weimarer einst in seinen „Venezianischen Epigrammnen“, „denn ein erbärmlicher Schuft / ist, wie der Mensch, so der Hund“.

Zur Ehrenrettung des Hundes sei darauf hingewiesen, daß man den im US-Online-Fachmagazin PLOS One veröffentlichten Befund aus Tokio auch anders herum lesen kann, gewissermaßen gegen den Strich. Dann käme eventuell heraus, daß der Hund noch klüger und einfühlsamer ist, als man ihm ohnehin zutraut, und deshalb wohl doch eher Eigengähner. Er gähnt ganz auf eigene Rechnung über Herrchen/Frauchen, die rätselhafterweise endlos das Maul aufreißen, statt endlich mit ihm, dem Hund, spazierenzugehen. Gähn!

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