© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/13 / 16. August 2013

Lesereinspruch

Grundlos

Zu: „Allzu schnell kommt das Kalifat wohl nicht“ von Gabriel Burho (JF 33/13)

Grundlos wird in der Buchrezension behauptet, die europäischen Friedens- und Freiheitsrechte seien ein Produkt der Aufklärung und nicht jüdisch-christlicher Tradition, weshalb es keinen Graben zwischen Christen und Muslimen gebe, sondern einen zwischen Säkularität und Religiösität. Einspruch!

Aufklärung und Selbstkritik sind im Christentum angelegt, etwa wenn der Herr die jüdischen Speisegebote abschafft oder Gewaltverzicht predigt und vorlebt. Im orthodox-islamischen Kontext hingegen sorgt das Abrogationsprinzip für die inhaltliche Dominanz von Gewaltversen gegenüber friedlichen. Es ist kein Zufall, daß bürgerlich-freiheitliche Demokratien in vom Christentum geprägten Ländern entstanden. Natürlich gibt es auch viele säkulare Muslime, die europäische Werte verinnerlicht haben, aber wohl nicht wegen, sondern trotz islamischer Prägung. Sie sind unsere Freunde und könnten vielleicht einen zu definierenden Euro-Islam begründen.

Der Graben verläuft nicht zwischen einzelnen Christen und Muslimen, aber sehr wohl zwischen den dahinter liegenden dominierenden Weltanschauungen.

Thomas Motz, Obertraubling

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