© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Aufgeschnappt
Piraten schärfen ihr Image
Matthias Bäkermann

Verraten und verkauft. Etablierte Parteien unterstützen Überwachung deutscher Bürger auf deutschem Boden“, twitterte vergangene Woche die SG Presse der Piratenpartei zu neuesten Prism-Enthüllungen. Dieser Hinweis auf eine Pressemitteilung, in der sich die in Umfragen schwächelnden Piraten zu ihrem früheren Kernanliegen Internetsicherheit und Überwachung zu Wort meldeten, stieß sogleich auf heftige Reaktionen des parteinahen Milieus.

Allerdings kochten die Emotionen weniger wegen der Ausspähung von Netzdaten durch ausländische Geheimdienste hoch, sondern wegen des „Wording“ im Tweet. In einem Shitstorm ergoß sich die Kritik an der Formulierung „deutsche Bürger auf deutschem Boden“. Von diesem „nationalistischen Müll“, so die Kritik, „bekomme man Kopfschmerzen“. Die Piratenpartei solle die „Deutschmaschine abstellen“ und „den rechten Arm wieder herunternehmen“. Diese Basiskritik nahm sich umgehend Bundesvorstandsmitglied Christophe Chan Hin zu Herzen und verpaßte in einer Mail („Hallo Öffentlichkeitsarbeit“) seinen Parteifreunden neue Formulierungsrichtlinien: Fortan dürfe in Pressemeldungen „kein Bezug auf ‘deutschen Boden’ oder ‘deutsche Bürger’, kein Wording Richtung ‘ausländische Geheimdienste’“ mehr auftauchen, um „unser Image als global denkende Partei zu schärfen“, so Chan Hin.

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