© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/13 / 09. August 2013

Haltungsnote
Ein SPD-Bürgermeister und der Haß der Gesellschaft
Christian Rudolf

Frank Lemmermann hat viel zu tun. Der SPD-Bürgermeister der niedersächsischen Kleinstadt Weyhe will bei der Polizei bis Ende der Woche noch 115 Anzeigen aufgeben. Gegen die Absender von Briefen und Faxen, die ihn mutmaßlich beleidigt und bedroht haben. Die Schreiben müssen ihn getroffen haben. Einige Male parkte er deswegen sein Auto woanders. „Da kann man sich ungefähr vorstellen, wieviel Haß es in der Gesellschaft geben muß.“ Die Texte sollen teilweise volksverhetzend sein. „Volksverhetzung“, ein herrlich altmodisches Wort, wo es doch nur mehr die „Menschen in unserem Land“ geben soll, ein Land, „das jene, die seit Generationen hier leben, mit jenen verbindet, die sich erst vor kurzem hier beheimatet haben“ (Gauck).

Einige dieser erst jüngst hier Beheimateten – beileibe nicht alle, sondern immer die gleichen – sorgen regelmäßig für unschöne Zwischenfälle; in Berlin und allen anderen Großstädten, in Garbsen und auch in Weyhes Ortsteil Kirchweyhe. Im März des Jahres war deren Haß so groß, daß sie einem von denen, die schon immer hier leben, auf dem schmucken Bahnhofsplatz mit Tritten die Wirbelsäule brachen und Rückenmark und Gehirn unrettbar verletzten. Der 25jährige starb alsbald.

Doch nicht das meint Lemmermann, wenn er vom vielen Haß spricht. Der bärtige Alt-Achtundsechziger hat den „Todesfall Daniel S.“ (Wikipedia) von Anfang an für den „Kampf gegen Rechts“ mißbraucht. Nach dem blutigen Fall von Ausländergewalt hatte er nichts Eiligeres zu tun, als eine angemeldete Mahnwache von geschockten Bürgern zu verbieten und durch eine eigene politisch kontrollierte zu ersetzen. Die setzte dann wunschgemäß ein „Zeichen gegen Fremdenhaß“ und bestritt das Offensichtliche. Ob die unfreundlichen Mails jetzt irgendwie mit diesem Politikstil zu tun haben, entzieht sich unserer Kenntnis.

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