© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Umwelt
Rot-grüne Gewässer
Volker Kempf

Seit drei Jahren stellen die Grünen in Nordrhein-Westfalen den Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Ressortchef Johannes Remmel muß viele Themen beackern, da kann schon mal die Übersicht verlorengehen, wie beim Lehramtsstudium, das der einstige Siegener AStA-Chef ohne Hochschulabschluß aufgab. Das bevölkerungsreichste Bundesland schludert nun beim Gewässerschutz. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund und die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt sind alarmiert: „Unseren Gewässern geht es schlecht. Große Teile des Grundwassers und viele kleinere Flüsse in NRW sind durch eine unverantwortlich wirtschaftende Agrarindustrie übermäßig mit Nitraten oder Pestiziden verunreinigt“, klagt BUND-Landes­chef Holger Sticht.

Statt die Ursachen anzugehen, setze NRW „auf freiwillige und teuer erkaufte Vorhaben zum Nutzen von ohnehin hochsubventionierten Agrarfabriken“. Maßnahmen zur Reduktion von Gülle- und Pestizideinsätzen, wie vom EU-Recht seit 2010 gefordert, würden nicht durchgesetzt. Selbst in Trinkwasserschutzgebieten überschritten die Nitratgehalte die Grenzwerte weithin deutlich. Die Land-, Bau- und Energiewirtschaft betreffend unternähmen auch die Kommunen zuwenig, um den Umgang mit Wasser zu verbessern. Verursacher von Verunreinigungen würden nicht konsequent zur Kasse gebeten. Dabei sind sowohl das rot-grün regierte Land wie auch dessen Kommunen deutlich im Minus. Nachhaltigkeit ist zwar ein beliebtes grünes Schlagwort, aber was schon beim Finanzhaushalt nicht funktioniert, gelingt offenbar auch nicht im Gewässerhaushalt. Das Ziel, bis 2015 die Gewässer so zu schützen, daß natürliche Trinkwasserquellen nicht mehr aufwendig gereinigt werden müssen, ist sicher eine Brüsseler Vorschrift der sinnvolleren Art – doch genau hier zeigen die lautesten EU-Protagonisten viel zuwenig Engagement.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen