© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Kleine Goldgrube
Medienwissenschaft: Eine Studie untersucht den schwindenden Einfluß der Massenmedien auf die Bildung der öffentlichen Meinung
Ronald Gläser

Verlieren die Deutschen das Vertrauen in die Medien? Die Meinungsmacher, vor allem bei den Zeitungen, verweisen oft auf die Gratiskonkurrenz aus dem Netz. Aber diese Gratiskonkurrenz, die die Verlage übrigens selbst schufen, ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist das sinkende Vertrauen in die etablierten Medien.

Der Kommunikationswissenschaftler Nikolaus Jackob hat die abnehmende Glaubwürdigkeit der Massenmedien untersucht. Für den Moment gibt er noch Entwarnung: Obwohl die Medien ein „fehlerhaftes oder grob vezerrtes Bild der Wirklichkeit“ schaffen, genießen sie noch ein hohes Ansehen. Das führt er vor allem auf die Vergeßlichkeit des Publikums und angesehene Journalisten wie Günther Jauch zurück, die dem Berufsstand der Journalisten mehr Renommee verschaffen als etwa Politiker oder Gewerkschafter.

Jackob sieht jedoch einen wachsenden Medienskeptizismus. Er hat einige besondere Fälle herausgesucht, bei denen die meinungsbildenden Medien die Unwahrheit verbreitet und ihr Publikum damit hinters Licht zu führen versucht haben: zum Beispiel Sebnitz, Brent Spar, oder den Klimawandel. Langfristig sinke daher der Einfluß von „Bild und Glotze“, mit denen Gerhard Schröder seinerzeit noch Deutschland zu regieren vermochte.

Soweit die Kernthese der streckenweise leider staubtrockenen, streng wissenschaftlichen Studie. Eine kleine Goldgrube ist der Anhang, der Umfrageergebnisse enthält. Sie besagen, daß schon jetzt 34 Prozent der Befragten nur wenig oder kein Vertrauen mehr zu den Medien haben.

Je jünger die Befragten waren, desto stärker ausgeprägt war ihre Zurückhaltung gegenüber den etablierten Meinungsmachern. Und: Je öfter die Befragten das Internet nutzen, desto stärker ist ihre Skepsis gegenüber dem Mainstream. Zweifellos wird sich der Trend des Medienskeptizismus weiter fortsetzen.

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