© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Blick in die Medien
So geht investigative Recherche wirklich
Toni Roidl

Fernsehen macht blöd – aber auch Spaß! Das ist die Botschaft von Philipp Walulis. Der 33jährige Moderator verreißt in Tradition von Oliver Kalkofe oder „Extra 3“ das Niveau-Limbo im Fernsehen. In „Walulis sieht fern“ (EinsPlus, mittwochs, 20.15 Uhr) stellt er die Schablonen der TV-Macher bloß, indem Darsteller das sagen, was sie gerade wirklich tun: „Guten Abend, ich bin ein Typ vor einem Bücherregal, damit ich nach Experte aussehe, dabei habe ich keine Ahnung.“

Mit dieser Masche entlarvt Walulis jene Pseudo-Dokus mit gestellter Handlung und fiktiven, aber als real vorgestellten Personen. Walulis’ „Scripted Reality“-Show heißt „Asis im Brennpunkt“. Es gibt Streit zwischen Kevin und Chantal. Chantal: „Jetzt räum’ doch mal endlich die Wohnung auf!“ Kevin: „Das würde doch gar nicht dem Handlungsmuster entsprechen, das weißt du doch!“ „Damit das jetzt noch emotionaler wird, tue ich so, als würde ich anfangen zu heulen!“ Nur, wie erkennt der Zuschauer, daß er einer Dokusoap aufsitzt? Walulis: „Zu 10 Prozent an dicken Menschen, zu 90 Prozent am Logo von RTL II.“

Doch nicht nur Müll der Privatsender nimmt Walulis auseinander, auch den Schwachsinn bei ARD und ZDF, wie „Frontal 21“. Unverzichtbar: der unkenntlich gemachte Mitarbeiter eines bösen Unternehmens mit verfremdeter Stimme: „Was für’n bescheuerter Aufwand, meine Kollegen erkennen mich natürlich trotzdem und meine Stimme klingt wie Micky Maus, aber es sieht einfach geil aus so.“

In zwei Minuten zeigt Walulis eine komplette Tatort-Folge, indem sein Team einfach alle ausgelutschten Strickmuster aus dem Buch- und Regie-Baukasten aneinanderreiht. Auch Guido Knopp wird parodiert, mit der Sendung „Deutschland sucht den Superhitler“. Ein lustiger Dauerbrüller jeder Sendung ist das fiktive Birnbaum-Institut, dessen Gründer Professor Birnbaum dem Zuschauer erklärt, wie das Fernsehen ihn für dumm verkauft.

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