© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

„Wir geben nicht auf“
Start in den Wahlkampf: Die Alternative für Deutschland setzt auf die persönliche Ansprache der Wähler
Henning Hoffgaard

Sommerloch, NSA-Abhöraffäre und eine unangreifbare Kanzlerin im Urlaub. Keine sonderlich guten Bedingungen für eine Partei, die vor allem mit ihrer Kritik an der Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung punkten will. Die Alternative für Deutschland hat ein Problem. Trotz des großen Medienechos zur Parteigründung kennen viele potentielle Wähler die Partei bisher kaum.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa attestierte der AfD jüngst ein Wählerpotential von fünf Prozent. Zuwenig, um sicher in den Bundestag einzuziehen. Das weiß auch die Parteiführung um Bernd Lucke. Der wandte sich am vergangenen Wochenende direkt an die Mitglieder und Unterstützer: „Bitte nehmen Sie sich vor, ab jetzt an jedem Tag bis zur Wahl fünf Wähler anzusprechen und sie über die Alternative für Deutschland zu informieren.“

Das Kalkül: Wenn jedes der 15.000 Parteimitglieder bis zur Bundestagswahl täglich fünf Personen aus seinem Umfeld anspricht, könnten bis zum Urnengang vier Millionen Wähler erreicht werden. „Diese persönliche Massenansprache brauchen wir – und wir kriegen sie nur mit Ihnen“, appellierte Lucke. Über das genaue Wahlkampfbudget gibt die Partei keine Auskunft.

Nur soviel läßt Parteisprecher Lucke durchblicken: „Großspender haben wir keine.“ Und weil der konventionelle Wahlkampf mit Zeitungsanzeigen und Straßenplakaten schnell sehr teuer ist und die AfD zudem über keine Einnahmen der staatlichen Parteienfinanzierung verfügt, probiert sie, ihre Wähler auf andere Art und Weise zu erreichen.

Ralf Maas hat schon für die Söhne Mannheims getextet und nun den inoffiziellen Wahlkampfsong für die Partei veröffentlicht. Der Titel: „Wir geben nicht auf“. Von Resignation ist bei den allerdings ohnehin nichts zu spüren. In vielen Bundesländern hat der Straßenwahlkampf begonnen. „Die Resonanz ist super“, schreibt ein baden-württembergisches Mitglied auf Facebook. Um sich inhaltlich auf ein breiteres Fundament zu stellen, versucht die AfD sich auch verstärkt mit Themen zu profilieren, die nichts mit der Euro-Krise zu tun haben.

Gegen die Totalüberwachung des Internets durch die USA spricht sich die Partei genauso aus wie gegen die Beibehaltung des Solidaritätszuschlages. Zumindest eines ist sicher. Die Euro-Kritiker werden bei der Bundestagswahl auf jedem Wahlzettel zu finden sein. Alle 16 Landeslisten wurden in den vergangenen Tagen von den Wahlleitern zugelassen.

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