© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  32/13 / 02. August 2013

Lesereinspruch

Chauvinismus

Zu: „Die Anpassungsbereitschaft schwindet“ von Martin Schmidt (JF 30-31/13)

Bei aller Würdigung „zarter Anzeichen kulturpolitischen Kehrtwende“: Das Ende der elsässischen Mundart ist mit der jungen, überwiegend französisch sprechenden Generation absehbar. Damit tritt das zur „Großmuttersprache“ mutierte Elsässerdeutsch mit den in die Jahre gekommenen Mundartsprechern ab und läßt einige folkloristisch anmutende zweisprachige Straßennamen und etwas Volkstanz und Bänkelsang übrig. Daran werden auch die privaten zweisprachigen ABCM-Schulen oder ein wöchentlich dreistündiger Deutschunterricht wenig ändern, nachdem dieser drei Jahrzehnte untersagt war.

Frankreich kann weiß Gott nicht stolz auf seinen rigorosen Sprachchauvinismus sein, der eine der ältesten deutschen Kulturlandschaften ihrer angestammten Sprache beraubte. Auch wenn für den Elsässer die staatliche Zugehörigkeit nicht mehr zur Disposition steht, ist das ignorante Verhalten der bundesdeutschen Politik angesichts dieser Entwicklung mehr als beschämend und läßt die vielbeschworene deutsch-französische Freundschaft unter einem sehr fragwürdigen Licht erscheinen.

Gerd Kresse, Lagesbüttel

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