© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/13 19. Juli / 26. Juli 2013

Aufgeschnappt
Regeln für Minderheiten
Matthias Bäkermann

Schuld ist Xena. Dieses stabile Azorenhoch treibt den Briten seit über einer Woche den Schweiß auf die Stirn. Auch die Schüler der Charles Dickens Primary School im südenglichen Portsmouth stöhnen unter der regional ungewohnten Hitze von 28 bis 30 Grad, da die Ferien erst am 24. Juli beginnen.

Der zehnjährige Luke Blagden wollte deshalb im Unterricht etwas Wasser aus seiner Flasche trinken, was normalerweise kein Problem darstellt. Doch jetzt untersagte ihm sein Lehrer dies im Klassenraum. Das sei „unfair“ gegenüber anderen Schülern, die während des Ramadan tagsüber nichts trinken und essen dürften, begründete der Pädagoge. Besonders ein anderes Kind hatte wegen der moslemischen Fastenregel bereits Kopfweh und hätte den Anblick trinkender Mitschüler womöglich schwer ertragen. Wie die Daily Mail vergangenes Wochenende berichtete, hat das Lukes Mutter, die 32jährige Kora Blagden, erzürnt: „Luke war dehydriert, als er nach Hause kam und hat sofort drei Gläser Wasser auf einmal getrunken“, wird die besorgte Mutter zitiert. Die stellvertretende Schulleiterin Lisa Florence entschuldigte sich bei der Mutter darauf und sagte, der Vorfall beruhe auf einem Mißverständnis. Explizit gäbe es „für die Kinder anderer Religionen“ an der 300 Schüler starken Stadtschule mit starker Migrantenquote keine Verbote, während des Ramadan zu essen und zu trinken.

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