© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30-31/13 19. Juli / 26. Juli 2013

Umwelt
Natur und Apokalyptik
Volker Kempf

Die Alternative für Deutschland (AfD) wird von der politischen Konkurrenz als neoliberal und antisozial abqualifiziert, zugleich als populistisch oder gar demagogisch madig gemacht oder gern auch als nach rechten Stimmen schielend vorgeführt. Alles Unsinn, meinen Dirk Maxeiner und Michael Miersch. Das Kolumnistenduo warnt hingegen, die Euro-kritische AfD vertrete „grünkonservative Apokalyptik“. Darauf muß man erst einmal kommen, denn die Partei hat sich beim Gründungskongreß das Thema Umwelt nicht ins Programm geschrieben, nur die Energiefrage. Zur Atomkraft fällt kein Wort, nur die Anschubfinanzierung für Alternativenergien wird behandelt. Diese solle aus sozialen Gründen nicht über den Energiepreis, sondern über Steuern gestemmt werden. In der Programmdiskussion spielte lediglich das Thema Privatisierung der Wasserversorgung eine Rolle.

Wieso also „grüne Apokalyptik“? Die Begründung nimmt sich recht lapidar aus: „Da ist keine Spur von Fortschrittsoptimismus und einem Wissenschaft, Technik und den westlichen Werten aufgeschlossenen Weltbild, stattdessen viel romantische Naturtümelei“, monieren Maxeiner und Miersch. Vielleicht irritiert sie das konservative Führungspersonal. AfD-Sprecher Konrad Adam legte voriges Jahr sein Buch „Kampf gegen die Natur. Der gefährliche Irrweg der Wissenschaft“ vor. Wissenschaft ist hiernach nicht wertneutral, sondern wird mit Heilserwartungen und Mythen befrachtet. Was bleibe, sei oft Ernüchterung und Hybris. Wo Fortschritt ist, wird immer etwas zurückgelassen. Ein klarer Fall für Verlustrechnungen und skeptisches Denken. Dieses gehört „zum Konservativsein“ (Alexander Gauland). Das als Romantik und Naturtümelei abzutun ist nicht besser, als Euro-Kritik unter dem Vorwurf des Populismus und der Demagogie begraben zu wollen, um den Irrweg der sogenannten Rettungspolitik als alternativlos zu verkaufen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen