© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Aufgeschnappt
Majestätsbeleidigungen
Matthias Bäkermann

Bedrohlich bleckt die Großkatze mit der mächtigen Mähne die Fangzähne und peilt mit ungezähmtem Blick den Betrachter des großen Plakates an. Darunter wirbt auf englisch der Spruch „Meet Africa’ s royal families living in Vienna" für einen Besuch des Tiergartens Schönbrunn der Donaumetropole.

„Respektlos", findet Inou Simon und schimpft auf der Netzseite M-Media des österreichischen Vereins zur Förderung interkultureller Medienarbeit über den „Mangel an Sensibilität für Menschen afrikanischer Herkunft". Der 41jährige Kameruner, der seit 19 Jahren als Flüchtling in Österreich lebt, zieht immer wieder lautstark und medienwirksam gegen Alltagsrassismus zu Felde. An der Zoowerbung rügt er, daß „auch die feinsten Königshäuser Afrikas auf Wiener Straßen lächerlich gemacht und in beschämender Art und Weise auf Tiere reduziert" würden. Das habe man nicht gewollt, entschuldigte sich Marketingleiter Patrick Quatember am vergangenen Montag gegenüber dem öffentlich-rechtlichen ORF. „Wir haben das als originelles Statement und in keiner Weise als Beleidigung der Afrikaner gesehen. Unser Zusammenhang war der ‘König der Löwen’", so der Zoomanager. Dessen ungeachtet verkündete Alexis Nshimyimana Neuberg vom Wiener Sender „Radio Afrika" drohend, daß die offiziell staatlich alimentierte „Afrika Vernetzungsplattform" wohl plane, „weitere Schritte zu unternehmen".

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