© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Ärger nach Israel-Karikatur
Antisemitismusvorwurf: Ausgerechnet die „Süddeutsche Zeitung" handelt sich mit einer Zeichnung schwere Vorwürfe ein
Thorsten Brückner

Wenn es um die Diagnose antisemitischer Attitüden geht, die angeblich in der Mitte der Gesellschaft vorhanden sind, sitzt der Leser der Süddeutschen Zeitung (SZ) in der ersten Reihe. Ironisch ist es daher, daß die Mahnerin gegen Judenfeindlichkeit nun selbst Gegenstand einer Antisemitismusaffäre wurde.

Zwei im Grunde harmlose Buchrezensionen bebilderten die Münchner mit einer Zeichnung, die ein gefräßiges Monster darstellte. Kräftig daneben griffen sie bei der Bildunterschrift: „Deutschland serviert. Seit Jahrzehnten wird Israel, teils umsonst, mit Waffen versorgt."

Tags darauf lieferte die verantwortliche Ressortleiterin, Franziska Augstein, ein Lehrbeispiel, wie man eine ohnehin schon unglückliche Situation durch eine Klarstellung noch verschlimmern kann.Zunächst wies sie darauf hin, daß die Bebilderung in der „Großen Konferenz" der SZ diskutiert wurde. Mit anderen Worten: Hier war kein unerfahrener Praktikant am Werk, dessen Arbeit nicht sauber redigiert wurde. Noch einen drauf setzte die Lebensgefährtin von SZ-Innenpolitikchef Heribert Prantl dann mit der Rechtfertigung, der Staat Israel sei ja nicht mit dem Judentum gleichzusetzen. Das alte Lied: Wir sind ja keine Antisemiten, wir hassen nur Israel.

Die Reaktionen waren heftig. Henryk M. Broder schrieb in der Welt, die SZ setze dort an, wo der Stürmer 1945 aufhören mußte. Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman schrieb einen kritischen Brief an SZ-Chefredakteur Kurt Kister.

Der Presserat wird sich mit dem Fall befassen müssen, da inzwischen eine Beschwerde gegen die SZ eingegangen ist.

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