© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/13 / 12. Juli 2013

Blick in die Medien
Strategie: SWR will die „bürgerliche Mitte"
Toni Roidl

Der Spiegel zitiert aus einem angeblich streng vertraulichen Arbeitspapier des Südwestdeutschen Rundfunks. Demnach sucht der öffentlich-rechtliche Sender nach einer Strategie zur Steigerung der Marktanteile. Das ehrgeizige Ziel: plus zehn Prozent pro Jahr.

Dazu soll das Programm zukünftig an die Wünsche der „bürgerlichen Mitte" angepaßt werden. Die Vorlieben der ins Visier genommen Zielgruppe wurden auch schon untersucht. So möge die „bürgerliche Mitte" keinen „komplexen Informations-Overload", sondern wünsche „Infotainment und unterhaltsame Formen". Dazu braucht der Sender auch nur noch „wenige telegene Experten" statt „Fachidioten". Richtig! Wozu braucht man Wissenschaftler, wenn es einen Peter Lustig gibt?

Die „bürgerliche Mitte" sei nicht nur politikverdrossen, sondern „politikverachtend".

Die Forscher fanden auch heraus, daß die „bürgerliche Mitte" einen platten Humor hat. Dieser sei „stark an Witz orientiert", nicht so an Satire, Kabarett oder „schrägen Formaten". Darum sollen nun unschräge Formate entwickelt werden, die „sketch-basiert, bodenständig und lustig" sind. Haben wir gelacht!

Die Medienberater warten auch mit einer schlechten Nachricht für den SWR auf: Die „bürgerliche Mitte" sei nicht mehr nur politikverdrossen, sondern geradezu „politikverachtend". Das brachte den SWR-Chefredakteur ins Schwitzen. Für diese Gruppe Angebote zu entwickeln sei wirklich „eine Herausforderung", wird Fritz Frey zitiert.

Aber offenbar ist der SWR auf dem richtigen Weg, wie eine andere Meldung aus dem SWR-Rundfunkrat zeigt: Aus ihm wurden die Freikirchen und Vertriebenen (BdV) fast gänzlich ausgeschlossen. Dafür gilt ab 2014 eine Frauenquote, und es gibt Vertreter für Muslime und Zigeuner. Das führe zu einer „Stärkung der regionalen Identität". Na, das wird die „bürgerliche Mitte" sicher freuen. Der BdV ist empört über seine Abschaltung, muß er sich doch einen Platz mit einem europäischen Lobbyverein teilen. Er will gegen die Reform klagen.

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