© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/13 / 05. Juli 2013

Konflikt in und um Syrien
Mit Dummheit regieren
Klaus Hornung

Der Kanzler des Schwedenkönigs Gustav Adolf (1594–1632), Axel Oxenstjerna, hatte seinem Sohn, als dieser daran zweifelte, ob er reif genug sei für einen höheren Posten, geantwortet: „Du glaubst nicht, mit wieviel Dummheit die Welt regiert wird.“

Der Satz drängt sich auf, wenn man von der Absicht der Regierungen der USA, Frankreichs und Englands hört, den „syrischen Rebellen“ Waffen zu liefern. Man muß Assad zwar nicht mögen, ihm aber recht geben, wenn er jüngst in einem Interview darauf aufmerksam machte, daß es in Syrien längst nicht mehr um syrische Rebellen gegen die Regierung geht. Dort sind vielmehr Zehntausende islamistische Extremisten und Dschihadisten aufmarschiert mit dem Ziel der Errichtung eines islamischen Gottesstaates. Deshalb ist auch die Warnung Assads nachvollziehbar, westliche Waffenlieferungen würden letztendlich dem Export des Terrorismus nach Europa dienen. Die westlichen „Führer“ haben offensichtlich aus den Katastrophen ihrer Politik im Irak, in Afghanistan und Pakistan nichts gelernt. Ihre Entscheidung muß zu einer unabsehbaren Eskalation in dieser explosiven Weltregion führen.

Der Syrienkonflikt ist längst eine globale Konfrontation zu ungunsten des Westens geworden. Wenn es eine Chance gibt, ihn einzugrenzen, in den Griff zu bekommen, ist es eine internationale Konferenz unter Teilnahme westlicher Staaten sowie Rußlands, Irans, der Saudis und natürlich der innersyrischen Bürgerkriegsparteien. Das Problem wird dabei sein, sie von den Dschihadisten-Kohorten abzugrenzen, die alles versuchen werden, die Konferenz scheitern zu lassen.

Der Westen muß freilich erkennen, daß die Zeiten vorbei sind, in denen er über die gesamte Region selbstherrlich entscheiden konnte. Er muß begreifen, daß er den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nur im Bund mit Rußland erfolgreich führen kann. Und er müßte auch einsehen, daß seine bequemen Hoffnungen auf den arabisch-islamistischen Frühling ein Irrtum sind. Noch sind dort die Kräfte der freiheitlichen Demokratie bestenfalls eine Minderheit. Auch wenn sie langsam wachsen sollte, würde das eine Demokratie eigener Prägung werden, die nicht im amerikanischen oder europäischen Schlepptau fahren wird. Das 21. Jahrhundert wird noch viele Überraschungen bieten.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaft an der Universität Hohenheim.

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