© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/13 / 28. Juni 2013

Revanchismus-Vorwurf gegen Schlesier-Vorsitzenden
Vorauseilend gehorsam
Gernot Facius

Die vereinigte Gedankenpolizei der Großparteien hat den Schlesier-Vorsitzenden Rudi Pawelka wieder mit der Revanchismus-Keule traktiert. Dabei hatte Pawelka auf dem Deutschlandtreffen seiner Landsmannschaft in Hannover nur Selbstverständliches gesagt: daß echte Versöhnung immer mit dem Eingeständnis von Unrecht verbunden ist; daß eine Entschuldigung meist mit Entschädigungen einhergeht; daß einseitige Bemühungen nichts bringen. In Europa, rechnete Pawelka vor, lehnten es nur noch vier Staaten ab, vollzogene Vertreibungen als Unrecht anzuerkennen: Rußland, die Türkei, Polen und Tschechien.

Für Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) und Innenminister Boris Pistorius (SPD) offenbar politisch unkorrekte, „antipolnische“ Töne. Ein vorab verbreiteter Redetext genügte ihnen, um die Teilnahme an der Veranstaltung demonstrativ abzusagen. Das ist allerdings nur die eine Seite des Skandals.

Es gibt noch eine zweite, bedenklichere. Sie deutet auf Zwistigkeiten in der Landsmannschaft hin. Einige Funktionäre nahmen den Eklat zum Anlaß, sich gegen den kantigen Pawelka zu stellen – sie fürchten, daß das Patenland Niedersachsen ihnen den Geldhahn zudreht. Mit ihrem vorauseilenden Gehorsam nehmen sie allerdings eine weitere politische Selbstmarginalisierung in Kauf.

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