© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Frisch gepresst

Fontanes Welt. Solange die 150 Jahre alten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ des in allen literarischen Genres – mit Ausnahme des Dramas – brillierenden Schriftstellers Theodor Fontane (1819–1898) gelesen werden, so ist sich sein Bewunderer, der bei Potsdam lebende Journalist Michael Manns sicher, sei Preußen, der Staat, den die Sieger des Zweiten Weltkriegs 1947 per Gesetz abschafften, nicht vergessen. Damit das so bleibt, begibt sich Manns selbst auf „Fontanes Spuren“, um das Publikum zu animieren, wieder einmal zu den „Wanderungen“, einem Klassiker der Reiseliteratur, zu greifen, um tief in preußische Geschichte einzutauchen. Zudem aktualisiert Manns Buch Fontanes fünfbändiges Opus an manchen Stellen, wenn er die heimatkundlichen Annalen um Anekdotisches aus den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges bereichert. Wie weit jedoch das heutige Brandenburg von Fontanes Welt entfernt ist, blitzt bei Manns erst in einigen Impressionen auf, die den nahtlosen Übergang von der DDR in die bundesdeutsche Tristesse beleuchten. (pk)

Michael Manns: Auf Fontanes Spuren. Helios Verlagsgesellschaft, Aachen 2013, gebunden, 107 Seiten, Abbildungen, 16 Euro

 

Englands Elite. Die sechs Schwestern Mitford, Töchter des Second Baron Redesdale, geboren zwischen 1904 und 1920, deckten mit ihren politischen Vorlieben das Spektrum des „Zeitalters der Extreme“ vollständig ab: von der für Adolf Hitler schwärmenden Unity, über Diana, die mit dem britischen Faschistenführer Oswald Mosley liiert war, bis zu der US-Präsident Roosevelt anhimmelnden Schriftstellerin Nancy und der militanten „Antifaschistin“ Jessica. Wer über 300 Seiten krampfhaft spaßige Sätze aushält wie „Da mein Vater darauf bestand, sieben Bluthunde und für mich ein Pony zu halten, war es ziemlich eng bei uns“, dem seien Jessica Mitfords (1917–1996) Impressionen aus dem Leben der britischen Oberschicht der 1930er empfohlen. Wem der auf Understatement gedrillte Stil hingegen bald auf den Geist geht, nimmt immerhin die Erkenntnis mit, daß sich Herrschaft eher selten auf die Auslese der Besten stützt. Um zur Elite des Empire zu zählen, genügte nämlich offenbar allein die Begabung, den Alltag zwischen Moorhuhnjagd, Cocktailpartys und Pferderennen vertrödeln zu können. (wm)

Jessica Mitford: Hunnen und Rebellen. Meine Familie und das 20. Jahrhundert. Berenberg Verlag, Berlin 2013, gebunden, 335 Seiten, 25 Euro

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